Wüste Zin, 16. Jahrhundert v. Chr. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Entmutigt durch den Bericht ihrer Kundschafter über die Stärke des Feindes hatte das Volk Mose und Aaron die Gefolgschaft aufgekündigt und musste die Strafe tragen: Bis auf die Jugend unter zwanzig und die Getreuen Josua und Kaleb würden sie alle den Rest ihres Lebens in der Wüste verbringen und darin sterben. Als sie daraufhin versucht hatten, auf eigene Faust ins gelobte Land einzumarschieren, waren sie von Amalekitern und Kanaanitern geschlagen worden und mussten sich weit zurückziehen. Im gereizten Klima von Enttäuschung und Verbitterung brachen nun alte Rivalitäten auf und entluden sich in offener Rebellion.
Korah, ein führender Levit, begehrte dagegen auf, dass nur Aaron und seine Söhne den Priesterdienst ausüben durften und Fürsten aus dem Stamm Ruben, des erstgeborenen Jakobsohnes, fühlten sich um ihre naturgemäße Vorrangstellung betrogen. Unterstützt von 250 einflussreichen Persönlichkeiten versuchten sie die bestehende Ordnung umzustürzen. Außerhalb des Wüstencamps kam es dann zum Showdown und nur vor dem Hintergrund dieser gravierenden Vorgeschichte wird das machtvolle Handeln Gottes nachvollziehbar. Die Erde tat sich auf und verschlang die Aufrührer; Feuer vom Himmel verzehrte ihre Gefolgschaft.
boden:los
Aus der Geschichte vom „Aufstand der Rotte Korahs“, die uns in 4. Mose 16 überliefert ist, lässt sich viel lernen. Im Folgenden soll es nur um ein winziges Detail gehen. Als Mose öffentlich das Gottesurteil über die Rebellen ankündigt, bedient er sich einer ungewöhnlichen Wortwahl: „wenn aber der HERR ein Neues schafft …“ – so übersetzt es die Elberfelder Bibel. In der Fußnote wird eine Erklärung zu „Neues“ angefügt, die besagt, dass wörtlich „eine Schöpfung (d. h. etwas noch nie Geschehenes)“ damit bezeichnet wird. Das hebräische Wort בְּרִיאָ֞ה (beri’a) ist das Substantiv zu dem Verb בָּרָא (bara = schaffen) und kommt nur an dieser Stelle (4Mo 16,30) vor. Ein derartiges Ereignis, dass der Erdboden sich auf die Ankündigung eines Propheten hin spaltet, eine definierte Gruppe von Menschen samt ihrem Hab und Gut hineinstürzt und die Erde sich unmittelbar danach wieder über ihnen schließt, hatte es noch nie gegeben. Es ist ein Beweis für die Schöpfermacht Gottes und entzieht sich jeder wissenschaftlichen Erklärung.
un:regelmässig
Wir lernen in diesem Vers was „Schöpfung“ bedeutet. Aus Gottes Schöpfungshandeln resultiert „beri’a“ – etwas Neues, noch nie vorgekommenes, Beispielloses, Unerhörtes, was es noch nie gab (nach verschiedenen Bibelübersetzungen). Daraus folgt, dass es sich nicht um das Ergebnis naturgesetzmäßiger Prozesse handelt, denn das wichtigste Kriterium für ein Naturgesetz ist die Regelmäßigkeit der Vorgänge, die es beschreibt.
Das trifft auch auf die Erschaffung von Himmel und Erde zu, wie sie uns in 1. Mose 1 und 2 beschrieben wird. Der Widerspruch zwischen dieser Schilderung und naturgesetzlich zu erwartenden Abläufen könnte kaum größer sein. Es ist deshalb erstaunlich, dass nicht wenige Christen glauben, man könne beides in Einklang bringen, indem man die Zeitachse einfach kräftig auseinanderzieht.

Aus kosmologischer Sicht ergibt ein einsamer, wasserbedeckter Gesteinsplanet in einem ansonsten leeren Weltraum keinen Sinn, genauso wenig wie Licht aus einer physikalisch nicht fassbaren Quelle. Das gleichzeitige Erscheinen aller Landpflanzen noch bevor es Leben im Meer gibt, das Auftauchen aller Himmelskörper um die grünende Erde herum am vierten Tag, das Auftreten aller Vögel vor den ersten Landtieren und die Erschaffung eines vernunftbegabten und kommunikationsfähigen Menschen „ohne Vergangenheit“ – nichts davon kann im Rahmen der heute anerkannten Naturgesetze sinnvoll interpretiert werden. Ebenso rätselhaft bleibt, wie ein Ökosystem ohne Tod, allein auf der Basis pflanzlicher Nahrung funktionieren konnte.
harmo:nie
Es ist erstaunlich, mit welcher Vielfalt von Ideen heute versucht wird das klare Zeugnis der Bibel mit den Paradigmen der Naturwissenschaft zu harmonisieren. Ob es theistische Evolutionsmodelle oder andere Formen des „Alte Erde Kreationismus“ sind, nichts davon ist konsequent wissenschaftlich, da es eine „Grenzüberschreitung“ beinhaltet, weil ein Schöpfergott benötigt wird und es steht, mehr oder weniger offensichtlich, im Widerspruch zu Gottes Wort. Dabei könnte alles sehr einfach sein. Das 6-Tage-Werk (Hexaemeron) von 1. Mose 1 wird später so zusammengefasst: „Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist…“ (2Mo 20,11). Dieses Schöpfungshandeln als „Creatio ex nihilo“ – „Schöpfung aus dem Nichts“ zu bezeichnen, greift allerdings etwas zu kurz. In Hebräer 11,2 lesen wir, „dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist.“ Der griechische Ausdruck φαινομένων (phainomenon) bezeichnet etwas, was mit den Sinnen (oder Messgeräten) wahrgenommen werden kann. Gott hat sich also bei der Schöpfung nicht etwas physikalisch Vorhandenem bedient. Gott hat jedoch nicht aus dem „Nichts“ heraus, sondern aus sich selbst heraus erschaffen (Creatio ex Deus).
unter:worfen
Wenn ich mich einmal entschieden habe, das Wirken der geistigen Größe „Gott“ in meinem Weltbild zuzulassen und anzuerkennen, dass es mit den Methoden der Wissenschaft nicht erfassbar ist, dann macht es keinen Sinn, es im nächsten Moment mit wissenschaftlichen Argumenten einschränken zu wollen. Wir sollten einfach anerkennen, dass die Ursprungsfrage nicht in den Bereich der wissenschaftlichen Erkenntnis fällt, sondern in der Bibel durch göttliche Offenbarung beantwortet wird. Es ist vernünftig hier eine Unterscheidung vorzunehmen, wie sie bereits der französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal (1623–1662) anmahnte: „Man muss zu zweifeln verstehen, wo es notwendig ist, sich Gewissheit verschaffen, wo es notwendig ist, und sich unterwerfen, wo es notwendig ist. Wer nicht so handelt, missachtet die Kraft des Verstandes. Es gibt Menschen, die gegen diese drei Grundforderungen verstoßen, die entweder behaupten, alles sei beweisbar, weil sie nichts vom Beweisen verstehen, oder alles bezweifeln, weil sie nicht wissen, wo man sich unterwerfen muss, oder sich in allen Fällen unterwerfen, weil sie nicht wissen, wo man urteilen muss.“
alters:erscheinungen
Wer eine Fragestellung als „wissenschaftlich nicht zugänglich“ deklariert und damit einen Bereich abgrenzt, in dem man sich „unterwerfen muss“, wie Pascal es ausdrückte, setzt sich dem Vorwurf aus, sich von der Wissenschaft zu verabschieden. Im Fall der Ursprungsfrage gibt es eine anschauliche Parodie, den „Last Thursdayism“, der besagt, dass die Welt samt allen Bewohnern und ihren Erinnerungen letzten Donnerstag erschaffen wurde. Dieses Theorem ist intelligenter, als es auf den ersten Blick erscheint, denn wenn der Erklärungsansatz des „Geschaffenen Alters“ in der wissenschaftlichen Diskussion zugelassen werden soll, warum dann nicht gleich ab letzte Woche?
Trotzdem bleibt Satire eben Satire, auch wenn die ernsthaften Aussagen der Bibel für manchen vielleicht ganz ähnlich klingen. Die Schöpfung wurde nicht an einem Donnerstag, sondern an einem Freitag vollendet. Ob Adam mit „Erinnerungen“ geschaffen wurde, wissen wir nicht, aber es ist offensichtlich, dass er sofort geistige Kompetenzen hatte, die der Mensch normalerweise erst im Lauf seines Lebens erwirbt. Allerdings geschah das nicht erst letzte Woche, sondern bereits vor etwa 6.000 Jahren. Seither ist viel passiert auf der Erde, und ihre bewegte Vergangenheit hat Zeugnisse hinterlassen, die der Wissenschaft zugänglich sind.
ER:kennbar
Es wäre schön, wenn die Beschäftigung Gläubiger mit Ursprungsfragen sich in dem Paradigma „Wissenschaft in einer geschaffenen Welt“ bewegen würde, in dem die ursprüngliche Schöpfung als nicht weiter zu hinterfragende Grundannahme (Axiom) akzeptiert wird.
Wer sich nicht in dem aussichtslosen Unterfangen verliert, Gottes Schöpfungshandeln wissenschaftlich erklären zu wollen, kann sich darauf fokussieren aufzuzeigen, dass die Bibel der Schlüssel zum Verständnis von Erd- und Weltgeschichte ist, oder darzustellen, warum naturalistische Theorien zum Ursprung von Materie, Leben, Verstand, Sprache, Moral und Geist nicht funktionieren. Unsere Zeit ist zwar einerseits gekennzeichnet von Römer 1,22: „Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Toren geworden.“ Aber die Verse davor (19 und 20) bekommen durch die Entdeckungen der modernen Wissenschaft ganz neue Aktualität: „weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, sodass sie keine Entschuldigung haben.“