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Erforschung der Tiere – Bauplan

In der Bibel stellt Gott sich als unergründlich weiser Schöpfer und »technites kai demiourgos« vor: »… deren Baumeister und Schöpfer Gott ist« (Heb 11,10). Mit »technites« wurden im Griechischen Künstler mit besonderem Fachwissen bezeichnet (das deutsche Wort »Technik« leitet sich davon ab) und »demiourgos« beschreibt einen öffentlich angestellten Handwerker (von demos + ergon = Volk + Arbeit = für das Volk arbeiten).

Gott ist nicht nur der große Designer, der über das Know-how und die nötige »Technik« verfügt, sondern führt seinen genialen Plan auch selbst aus und wirkt die Schöpfungswerke der sichtbaren und unsichtbaren Welt: »Weißt du es nicht? Oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist sein Verstand« (Jes 40,28).

Da der Mensch im Bild Gottes erschaffen wurde und seinen Verstand von Gott erhielt, ist es legitim und naheliegend, in Bezug auf »Verstandesleistungen« wie kreatives und planerisches Handeln, vom Geschöpf auf den Schöpfer zu schließen. Tatsächlich lassen sich durch die Vielfalt der Lebensformen hinweg atemberaubende ingenieursmäßige Konzepte erkennen, und es ist beeindruckend, zu studieren, wie ein umfassender Bauplan, zum Beispiel derjenige der Säugetierklasse, in verblüffend unterschiedlichen Varianten ausgeführt wurde. Eine Gegenüberstellung der »Klassenbesten« zeigt, dass der Schöpfer die physikalischen Grenzen des Möglichen im Großen wie im Kleinen vollständig ausgereizt hat:

mini:maus

Die winzige Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus), die auch in Israel vorkommt, und die Schweinsnasenfledermaus (Craseonycteris thonglongyai) sind nur ein paar Zentimeter groß und teilen sich den Miniaturrekord unter den Säugern. Mit einem Gewicht von weniger als drei Gramm sind sie leichter als ein 2-Cent-Münze. Dies ist eine Größenordnung, bei der Warmblüter einen enormen Energieumsatz leisten müssen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und nicht auszukühlen. Mit bis zu 900 Atemzügen pro Minute pumpen sie Sauerstoff in ihre kleinen Körper, in denen ein rasendes Herz in der gleichen Zeit 1.500 Mal schlägt und das Blutvolumen von drei bis vier Tropfen durch ein Netz feinster Äderchen jagt. Trotz ihrer Winzigkeit entspricht ihre gesamte Anatomie, angefangen von den Blutgefäßen, Organen, Nerven, Muskeln und Skelettstrukturen, bis hin zu den drei Gehörknöchelchen, den kleinsten Knochen überhaupt, dem Grundmuster aller Säugetiere. Wegen der hohen Stoffwechselintensität sind diese »Minimäuse« ständig auf der Suche nach Nahrung und kennen keine regulären Ruhephasen. Wenn sie nicht genug zu fressen finden, reduzieren sie ihre Körpertemperatur drastisch und fallen in eine Hungerstarre. Verwandte Spitzmausarten, die dazu nicht in der Lage sind, verhungern, sobald sie zwei Stunden keine Nahrung aufnehmen.

schrumpf:rumpf – Die Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) steht am unteren Ende der Größenskala, in der der Grundbauplan »Säugetier« realisierbar ist.

Nach 27-tägiger Tragzeit bringt eine Spitzmausmutter zwei bis sechs Junge zur Welt, von denen jedes etwa 0,3 Gramm wiegt. Man kann sich ausrechnen, dass sie danach deutlich »erleichtert« ist. Die Fledermaus verfügt über ein hochempfindliches Radarortungssystem, das ihr die nächtliche Orientierung und Beutejagd ermöglicht. Die ausgestoßenen Laute liegen im Ultraschallbereich (Hochfrequenzen bis 200 Kilohertz), der für uns Menschen glücklicherweise nicht hörbar ist, denn diese Winzlinge bauen einen erstaunlichen Schalldruck von 110 Dezibel auf, was dem Lärm einer hochgedrehten Kettensäge entspricht. Die natürliche Lebenserwartung ist weder für die Etruskerspitzmaus noch für die Schweinsnasenfledermaus genau erforscht, liegt aber vermutlich unter zwölf Monaten.

mega:meeressäuger

Am anderen Ende des Spektrums schwimmt der Blauwal (Balaenoptera musculus), das größte lebende und jemals existierende Tier. Mit einem Gewicht von 200 Tonnen und einer Körperlänge von bis zu 33 Metern (beides Rekordwerte) ist dieser Riese fast 100 Millionen Mal schwerer als die beiden Minisäuger. Alles an ihm ist gigantisch. Sein Herz kann bis zu 1.000 Kilogramm wiegen, hat die Größe eines Autos und schlägt höchstens 20 Mal pro Minute. Auf seinen Wanderungen taucht er etwa alle zwei Minuten auf, um einen Atemzug zu machen, unter Wasser kann er die Luft aber ohne weiteres auch bis zu 20 Minuten lang anhalten. Durch seinen Körper fließen 7.000 Liter Blut, die Hauptschlagader hat den Durchmesser eines Abwasserrohrs.

hallen:bad In einer vertrauten Umgebung und im Vergleich mit Menschen werden die gigantischen Ausmaße des Meeressäugers erst richtig deutlich. Hier zu sehen ist ein Blauwalmodell im American Museum of Natural History, Los Angeles.

Einen Großteil des Tages verbringt er damit, in einer mittleren Tiefe von 100 Metern winzige Kleinkrebse (Krill) zu verschlingen. Er schwimmt dabei mitten in einen Schwarm, saugt das gewaltige Volumen von 80.000 Litern Meerwasser in seine Ausklapp-Bar, filtert die darin zappelnden Krebschen mit seinen langen Barten heraus und drückt sich den Fang mit der Zunge in den Schlund. Ein solcher »Schluck« aus einem dichten Schwarm beschert ihm eine Energiemenge von 2 Millionen Kilojoule, was 85 Kilogramm Schokolade entspricht – eine Mega-Praline! Die typische Tagesration besteht aus etwa 40 Millionen dieser Tierchen, ein Menü aus 3.000 Kilogramm »Meeresfrüchten«. Allerdings kann der Blauwal im Extremfall auch von seinen Reserven leben und 10 Monate lang fasten – das schafft kein anderer Säuger.

inflations:zuschlag – Trotz seiner gewaltigen Dimensionen würde man dem Blauwal nicht zutrauen, 80.000 Liter Meerwasser aufnehmen zu können, ohne Kenntnis von seiner genialen anatomischen Konstruktion zu haben. Diese erlaubt ihm, den Unterkiefer nahezu rechtwinklig herunterzuklappen und den Rachenraum mithilfe einer beachtlichen »Hautreserve«, die ansonsten in tiefen »Kehlfurchen« zusammengefaltet ist, zu einem riesigen Kehlsack aufzuspannen.

Das Muttertier trägt ungefähr 11 Monate und säugt sein Jungtier unter Wasser. Dabei wird dem Kalb die außerordentlich fettreiche und nahrhafte Milch, von der eine Walkuh bis zu 600 Liter pro Tag produziert, mit großem Druck ins Maul gespritzt, sodass es in der ersten Zeit täglich bis zu 120 Kilogramm an Gewicht zulegt. Die Nasenöffnung, das sogenannte Blasloch, sitzt oben auf dem Kopf an der höchsten Stelle des Körpers, was das Atmen an der Wasseroberfläche erleichtert. Mit Tönen im Infraschallbereich (Tieffrequenzen um 17 Hertz) können Wale sich in der Dunkelheit der Tiefe orientieren, ihre Beute orten und sich über eine Entfernung von mehreren hundert Kilometern unter Wasser verständigen. Zu einem weltweit bedauerten Medienstar wurde »Hertz-Schmerz-52«, der »einsamste Wal der Welt«, der seit nunmehr 30 Jahren allein die Meere durchstreift und bei seiner Entdeckung zunächst für ein feindliches U-Boot gehalten wurde. Seinen Namen erhielt er, weil er mit 52 statt mit 17 Hertz singt und deswegen von seinen Artgenossen gemieden wird.

Der Schalldruck, den singende Wale aufbauen, erreicht 180 Dezibel. Damit übertreffen sie den Geräuschpegel, den ein Düsenflugzeug beim Start aufbaut. Man hat diese »Gesänge« noch in 800 km (!) Entfernung registrieren können. Einige andere Walarten machen sich diese Schallenergie für die Jagd zunutze: Sie »schreien« ihre Beute wie Fischschwärme mit voller Lautstärke an und lähmen sie dadurch. Blauwale werden nachweislich bis zu 110 Jahre alt. Wahrscheinlich können sie im Einzelfall noch weitaus älter werden. Für einen 2007 harpunierten Grönlandwal konnte das Alter auf 211 Jahre berechnet werden (vielleicht würde er heute noch leben, wenn man ihn nicht erlegt hätte). Damit sind die Wale auch die langlebigsten Säugetiere. Nachdem die friedlichen Blauwal-Kolosse vor einigen Jahrzehnten durch intensive Bejagung fast ausgerottet wurden, durchstreifen inzwischen wieder 10.000-25.000 Exemplare die Ozeane.

mikro:makro:evolution

Blauwal, Spitzmaus und Fledermaus sollen sich laut Evolutionstheorie aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben. Darunter stellt man sich ein landlebendes, insektenfressendes Ursäugetier von der Größe einer Ratte vor. Die ganze Entwicklung soll in den letzten 60-80 Millionen Jahren abgelaufen sein. Alle drei Säugerformen sind an ihre unterschiedlichen Lebensräume perfekt angepasst und könnten trotz ähnlichem Grundbauplan unterschiedlicher kaum sein, wie diese kurze Gegenüberstellung zeigt. Diese Varianten des Grundbauplans können nicht als das Ergebnis von »Mikroevolution« erklärt werden. Zwar können kleinere Anpassungsvorgänge tatsächlich beobachtet werden, aber sie optimieren bestehende Konstruktionen nur.

trans:formers – Once upon a time… In den letzten 60-80 Millionen Jahren sollen sich aus dem »Ursäuger« so verschiedene Formen wie Blauwal und Fledermaus entwickelt haben. Wenn ein Frosch sich in einem Augenblick in einen Prinzen verwandelt, ist jedem klar, dass es sich um ein Märchen handelt. Gibt man dem Verwandlungsprozess ein paar Millionen Jahre Zeit, wird der Vorgang im Allgemeinen für eine naturwissenschaftliche Theorie gehalten – obwohl die Details der Transformation nach heutigem Kenntnisstand nicht weniger mystisch erscheinen.

Bei der Entwicklung von Meeressäugern, wie den Walen, und Flugkünstlern, wie den Fledermäusen, aus einem gemeinsamen nagetierähnlichen Vorfahren müssten dagegen viele genetische, verhaltensbiologische und körperliche Konstruktionen nicht nur angepasst, sondern ganz neu entstanden sein. Das wäre Makroevolution. Makro- und Mikroevolution unterscheiden sich nicht quantitativ, als wäre alles nur eine Frage der Zeit, sondern qualitativ. Es handelt sich um grundverschiedene Prinzipien. Für neue Konstruktionen, wie sie durch Makroevolution entstehen würden, ist ein Input von Information erforderlich (planerische Intelligenz). Es gibt starke Argumente dafür, dass Information nicht in zufälligen Prozessen entstehen kann, und darüber hinaus keinen zwingenden Beleg dafür, dass Makroevolution jemals bei irgendeinem Lebewesen stattgefunden hat.

gemeinsam:keiten

Aus der Gegenüberstellung von Wal, Spitzmaus und Fledermaus wird klar: Sie sind jeweils perfekt auf ihren Lebensraum und dessen Erfordernisse zugeschnitten. Gleichzeitig gilt jedoch: Je genauer man sie untersucht, desto mehr erstaunliche Gemeinsamkeiten fallen auf. Ob diese Ähnlichkeit sich auf die äußere Form (Morphologie), den inneren Aufbau der Organe (Anatomie) oder Gewebe (Zytologie), die Funktion (Physiologie), die stoffliche Zusammensetzung (Biochemie), die enthaltene Erbinformation (Genetik) oder die Entwicklungsabläufe (Embryologie) bezieht, sie tritt uns überall in abgestufter Form entgegen und lädt dazu ein, Lebewesen systematisch zu ordnen.

victor:inox – Ob Bein, Flipper, Flügel oder Greifhand – der Verwendungszweck ist sehr verschieden, der anatomische Aufbau dagegen erstaunlich ähnlich.

In der Evolutionstheorie gelten die Ähnlichkeiten der Organismen als stärkstes Indiz für einen gemeinsamen Ausgangspunkt von Entwicklung und Abstammung. Diese Annahme beruht jedoch auf einem Analogieschluss: Wir können heute Abstammung innerhalb von Arten beobachten und übertragen das auf die Vergangenheit.

por:chique – Der kühne Kurvenschwung der Linienführung, große Augen, Heckmotor – Käfer und Porsche können ihren gemeinsamen Ursprung nicht verleugnen, obwohl sie für ganz verschiedene Käuferschichten entwickelt wurden. Beide Modelle waren äußerst erfolgreich und ihrerzeit »best in class«. Die Ähnlichkeiten, die sie nicht nur miteinander, sondern mit allen Automobilentwürfen teilen, beruhen natürlich größtenteils auf technischen Konstruktionserfordernissen.

Ein ebenfalls legitimer Analogieschluss ist es, in den Ähnlichkeiten die »Handschrift« desselben Urhebers zu sehen, was ebenfalls, eigentlich sogar in noch stärkerem Maß, unserer Erfahrung entspricht. Ähnliche Konstruktionen lassen sich letztlich auf denselben Planer, Erbauer, Designer, Urheber, Architekten und so weiter zurückführen. Experten sind in der Lage, die Echtheit der Gemälde alter Meister an der Pinselführung nachzuweisen. Nicht nur der Strich, auch die Art und Weise, wie die Farbe aufgebracht und gemischt wird, sind solche typischen Kennzeichen eines Kunstmalers. Genauso lassen sich typische Erkennungsmerkmale für den Stil von Architekten, Designern, Komponisten, Dichtern und Autoren feststellen.

fabel:tier

Einige Tiere weisen so viele ungewöhnliche Merkmale auf, dass eine Zuordnung schwierig ist. Ein solches Unikum ist z. B. das Schnabeltier (Ornithorhynchus anatinus). Es vereinigt typische Merkmale verschiedener Ordnungen in sich. Es legt Eier, hat eine Kloake (gemeinsame Austrittsöffnung für Verdauungstrakt und Eiablage), und ist eher wechselwarm (die Körpertemperatur von durchschnittlich 32°C wird weniger reguliert) wie ein Reptil. Es hat aber auch Haare und Milchdrüsen (mit denen es die Jungen säugt) wie ein Säugetier und einen Hornschnabel und manche Gene ähnlich wie ein Vogel. Außerdem hat es einen dicken Ruderschwanz vergleichbar mit einem Biber, Schwimmhäute ähnlich wie Entenvögel, Elektrorezeptoren zum Aufspüren seiner Beute ähnlich wie Haie (!) und – um dem Ganzen noch die Spitze aufzusetzen – bei Männchen einen Giftsporn am Hinterfuß. Das darin enthaltene Gift ähnelt dem einer Schlange (Viper). Besonders sind auch die zehn Geschlechtschromosomen im Gegensatz zu zwei wie bei Säugern und Vögeln. Das Schnabeltier ist ein extremes Beispiel, aber das klassenübergreifende Auftreten von Merkmalen in verschiedenen Organismen ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

stil:mix – Das Schnabeltier (Ornithorhynchus anatinus) passt in keine taxonomische Schublade (und bekommt deswegen eine eigene).

ER:baut

Es ist also einerseits möglich, ein zumindest grobes taxonomisches System aufzustellen und die Lebewesen darin einzuordnen, andererseits taugt dieses System nicht dazu, sichere Rückschlüsse auf eine Abstammungsverwandtschaft zu ziehen, da einzelne Merkmale unsystematisch verteilt vorliegen. Es ist spannend zu sehen, wie Genetik, Molekularbiologie und Morphologie in vielen Fällen zu ganz gegensätzlichen und unvereinbaren Stammbaumrekonstruktionen kommen. Wir sind inzwischen so weit, dass Publikationen erscheinen, in denen ganz offen die Frage aufgeworfen werden darf, ob ein gemeinsamer »Stammbaum des Lebens« vielleicht nur ein »moderner Mythos« ist – was leider öffentlich kaum kommuniziert wird.

Häufig scheinen die Merkmale wie nach einem Baukastensystem zusammengesetzt zu sein, was übrigens auch für die Organisation des Erbguts gilt. Ein solches System ist im Rahmen des Schöpfungsmodells gut zu interpretieren. Der Schöpfer ist frei, seine konstruktiven Lösungen beliebig zu kombinieren.

Diese kombinatorische Kreativität scheint ein Wesensmerkmal Gottes zu sein, die sich sowohl im Natürlichen als auch im Geistlichen offenbart. In Hebräer 11,10 ist die Rede davon, dass Gott als »Baumeister und Schöpfer« die Versammlung (Gemeinde, Kirche) baut. Er fügt darin Menschen als »lebendige Steine« (1Pet 2,5) zu einem Organismus zusammen, der vielfältiger, komplexer und erstaunlicher ist als jedes andere Schöpfungswerk.

stück:weise – Mit dieser Briefmarke wurde im Jahr 2003 der Abschluss des »Human Genome Projects« gefeiert, die Entschlüsselung der menschlichen DNA-Sequenz von etwa 3,4 Milliarden Basenpaaren. Die Euphorie einiger Wissenschaftler, die sich »der Lösung aller (biologischen) Fragen« nun ganz nah sahen, wird mit der Karikatur pointiert aufs Korn genommen.

intelligent:design

»Weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart – denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden« (Röm 1,19.20). Diese Verse aus dem Römerbrief werden in jüngster Zeit häufig zur biblischen Begründung eines Ansatzes angeführt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt: Intelligent Design. Dass die Schöpfung die Größe und Macht des Schöpfers widerspiegelt, scheint selbstverständlich zu sein und wird seit jeher von allen vertreten, die an Ihn glauben. Wie kommt es, dass sich um diesen Sachverhalt eine Debatte entfacht hat, die in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen sorgt?

id:bewegung

Das neu erwachte Interesse an der »Handschrift des Schöpfers« steht mit der amerikanischen Rechtsprechung im Zusammenhang. Unter Berufung auf die in der Verfassung implementierte Trennung von Kirche und Staat konnten Vertreter der naturalistischen Evolutionstheorie in mehreren Gerichtsverhandlungen Urteile durchsetzen, in denen festgeschrieben wurde, dass der biblische Schöpfungsbericht im naturwissenschaftlichen Unterricht keinen Platz hat. Daraufhin entstand in den USA die religiös und weltanschaulich bunt gemischte ID-Bewegung, deren Anliegen es ist, auf Kennzeichen in der Natur hinzuweisen, die auf intelligente Planung, Absicht und Zielorientierung eines Urhebers hinweisen, sogenannte »Design-Signale«. Wer diese Signale als Indizien für einen Schöpfer akzeptiert, räumt damit ein, dass Zufall und naturgesetzliche Abläufe keine ausreichende Erklärung für ihre Entstehung liefern. Damit wird die Tür zur Suche nach dem Urheber aufgestoßen. Die Frage »Wer ist der Designer?« wird allerdings bewusst ausgeklammert, um die strikte Trennung von Wissenschaft und Glauben aufrechtzuerhalten.

design:signal

Im Römerbrief stellt Paulus fest, dass die Existenz, Göttlichkeit und ewige Kraft des Schöpfers in der Schöpfung wahrgenommen werden können, er führt jedoch nicht aus, worauf er sich konkret bezieht. Da es nicht um persönliche Wahrnehmung, sondern objektive Festlegungen gehen soll, wurde an dieser Stelle nach wissenschaftlichen, überprüfbaren Kriterien gesucht. Der englische Theologe William Paley (1743–1805), der als Vater des modernen Design-Arguments gilt, wählte folgende technische Analogie, um die Sache auf den Punkt zu bringen: »Finde ich draußen auf dem Feld eine Taschenuhr, so denke ich keine Sekunde darüber nach, ob sie wohl von selbst entstanden sei. Selbst wenn ich keine blasse Ahnung von der Kunst des Uhrmachers habe, so erkenne ich an ihrem komplizierten Aufbau sofort, dass sie das Produkt intelligenter Planung und kunstfertigen Handwerks ist.« Dieser Vergleich erscheint auf den ersten Blick einleuchtend. Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar jede einzelne ihrer Zellen sind in Aufbau und Funktion um Größenordnungen komplizierter als eine Taschenuhr. Ein besonders gut untersuchtes Detail ist zum Beispiel der Rotationsmotor des Kolibakteriums (Escherichia coli).

uhr:sprungsfrage – In seinem Buch »Der blinde Uhrmacher: Ein neues Plädoyer für den Darwinismus« greift der englische Evolutionsbiologe Richard Dawkins die Uhrmacher-Analogie Paleys auf. Er äußert darin die Überzeugung, dass die biologische Evolution, ein »blinder«, also ungesteuerter und zufälliger Prozess, in sehr langen Zeiträumen noch viel komplexere Konstruktionen als eine Taschenuhr entstehen lässt.

Während niemand behauptet, einen Prozess zu kennen, durch den sich Taschenuhren von selbst entwickeln, wird die zufällige Entwicklung von Lebewesen sowie deren um Größenordnungen komplexeren Organe und Zellstrukturen für möglich gehalten und als Beispiel für Evolution gelehrt. Intuitiv erscheint uns ein solcher Vorgang als völlig absurd, sobald wir uns die Details vor Augen halten, die alle zusammenpassen müssen. Auch der Hinweis der Evolutionsbiologen, dass viele Millionen Jahre Zeit zur Verfügung gestanden hätten, hilft nicht weiter – als ob Zeit an sich unmögliche Dinge möglich machen würde.

einfach:geht:nicht

Als Vordenker der ID-Bewegung machte der Biochemiker Michael Behe das Konzept der irreduziblen Komplexität weithin bekannt. Als irreduzibel bezeichnet man Systeme, die aus mehreren, voneinander abhängigen Teilen bestehen, die nur im Zusammenspiel ein funktionsfähiges Ganzes bilden. Solche Systeme können nicht vereinfacht werden, ohne ihre ursprüngliche Funktionsfähigkeit zu verlieren (»irreduzibel«), weshalb ihre evolutive Entstehung aus einfacheren Vorstufen kaum denkbar ist. Im Prinzip trifft dieses Kriterium schon auf ganz simple Konstruktionen zu – häufig zitiertes Beispiel ist eine fünfteilige Mausefalle –, umso mehr auf biologische Konstruktionen. Diese irreduzible Komplexität steht aktuell im Mittelpunkt der Diskussion. Es gibt aber noch weitere Typen von Design-Signalen. Ein anderer Begründer der ID-Bewegung, der Mathematiker, Philosoph und Theologe William Dembski, betont die Bedeutung »spezifizierter Komplexität«: »Ein einzelner Buchstabe des Alphabets ist spezifisch (eindeutig festgelegt), aber nicht komplex. Ein langer Satz aus zufällig zusammengewürfelten Buchstaben ist komplex, aber nicht spezifisch. Ein Gedicht von Shakespeare ist beides, komplex und spezifisch.« Eine Kombination spezifizierter Elemente zu komplexen Systemen ist durch Zufallsereignisse nicht zu erwarten und folglich ein Design-Signal. Besonders gut kann das Prinzip auf die Erbinformation (DNA) angewandt werden. Deswegen wird dieses Kriterium meistens als »komplexe spezifizierte Information« (CSI) bezeichnet.

dreh:maschinen – Der Rotor des Bakterienmotors von Escherichia coli (hier ein Modell der Brandeis University aus dem 3D-Drucker) hat nicht nur äußerlich Ähnlichkeit mit dem Läufer einer Gasturbine, sondern erfüllt auch die gleiche Funktion; wobei er allerdings nicht durch Gas oder Wasserdampf, sondern durch einen Ionenstrom angetrieben wird.

extra:vaganz

Weniger populär ist das Design-Signal der extravaganten Komplexität. Häufig findet man in der Schöpfung Konstruktionen, die extravagant erscheinen, weil sie komplizierter ausgeführt sind, als es ihre Funktion erfordert. Auch die »potentielle Komplexität«, die Vielfalt genetischer Programme, die sich erst unter bestimmten Bedingungen entfaltet und Organismen die Anpassung an einen veränderten ökologischen Rahmen ermöglicht, wird seltener diskutiert.

In Physik und Kosmologie ist das Argument des fein-abgestimmten Universums (engl. FTU, fine tuned universe) von Bedeutung. Niemand bezweifelt, dass ein Universum, in dem Leben in der uns bekannten Form möglich ist, schon bei geringfügig veränderten Naturkonstanten nicht existieren könnte. Von einem zufälligen Zusammentreffen dieser Randbedingungen auszugehen, erscheint nicht plausibel. Dieses Argument wird allerdings zunehmend mit einem Multiversen-Modell gekontert. Angenommen, es gäbe unzählige Universen, dann existiert vielleicht tatsächlich nur in unserem so etwas wie Leben, aber der Eindruck von Zufälligkeit entstünde nur beim staunenden Beobachter. Doch ergibt sich dann ein noch größeres Problem: Wie entstand ein noch viel komplexeres Multiversum? Statt ein unglaublich geniales Universum zu erklären, wird das Problem nur noch größer: Die Entstehung eines unendlich komplexeren – und nicht ansatzweise empirisch nachweisbaren – Multiversums müsste nun naturalistisch erklärt werden.

diskussion:aktuell

An dieser Stelle kann die wissenschaftliche Kritik am ID-Konzept und ihre Entgegnung nicht ausführlich beschrieben werden. Es lässt sich aber festhalten, dass der ID-Ansatz eine sehr konkrete Darstellung von Sachverhalten ermöglicht, die einer zufälligen Evolution widersprechen. Je mehr die Kenntnis über Aufbau und Funktion lebender Organismen zunimmt, desto stärker wird die ID-Position. Für Darwin war die lebende Zelle noch eine »Black Box« (so das Bild und der Titel von Michael Behes grundlegendem Buch zu ID), er hatte keinen blassen Schimmer davon, was in ihrem Inneren alles passiert – zu seiner Zeit hielt man die Zelle für ein ziemlich simples Gebilde. Heute erweist sich die Vielfalt der biochemischen Abläufe als so komplex, dass es mit zunehmender Detailkenntnis auch immer aussichtsloser erscheint, sie in ihrer Vielfalt zu begreifen, darzustellen oder zu simulieren. Die Evolutionstheorie muss von ihren Anhängern vor einem völlig neuen Hintergrund von Fakten vertreten werden. Je deutlicher die Widersprüche zutage treten, desto gereizter wird das Klima der Auseinandersetzung.

alla:carbonara – Dieses bunte Liniengewirr ist eine stark vereinfachte Darstellung des (menschlichen) Zellstoffwechsels. Jeder Punkt steht für einen bestimmten Reaktionspartner und jede Linie für einen biochemischen Umwandlungsprozess. Die Detailkenntnis wächst exponentiell und die Beschreibung dieser Abläufe füllt heute schon ganze Bibliotheken.

kein:gottesbeweis

So sehr die ID-Bewegung die Vertreter naturalistischer Evolution ins Schwimmen bringt – wir sollten uns bewusst sein, dass auch diese Argumentation den Schöpfer streng genommen nicht »beweist«. Wer im Römerbrief weiterliest, erfährt, dass die Menschen »Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Toren geworden« (Röm 1,21.22). Die hier beschriebene (historische) Entwicklung lässt sich heute noch an Menschen beobachten, die Gott zwar erkennen können, Ihn aber nicht anerkennen (auch wenn sich das heute gewöhnlich nicht in der Verehrung materieller Götzen äußert, sondern viel subtiler). Es ist gut, dass das ID-Konzept eine Möglichkeit bietet, Menschen zum Nachdenken zu bringen und auf den Schöpfer hinzuweisen. Doch auch die besten wissenschaftlichen Argumente heben Hebräer 11,3 nicht auf: »Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist.«

»Gott gibt so viel Licht,
dass, wer glauben will, glauben kann –
und Gott lässt so viel im Dunkeln,
dass, wer nicht glauben will, nicht glauben muss.«

Blaise Pascal (1623-1662)

Worauf es ankommt, ist, Gott im Glauben als persönlichen Herrn anzunehmen. Gnädigerweise geht aber Jesus auch auf den ungläubigen Thomas ein, der Jesu Auferstehung nicht glauben kann: »Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!« (Jh 20,27-29).

Letztlich überschreitet die Wissenschaft bei der Untersuchung der Ursprungsfrage immer irgendwo ihre Reichweite. Selbst wenn der Rückschluss auf den Designer einwandfrei geführt werden könnte, stellt sich doch die Frage, wer dieser Designer ist und wie Er zu uns Menschen steht. Eine Gefahr besteht also darin, bei der allgemeinen Anerkennung eines Designers stehenzubleiben, ohne nach seiner Identität zu fragen. Die bloße Erkenntnis, dass es Gott gibt, errettet aber noch nicht: »Du glaubst, dass Gott einer ist, … auch die Dämonen glauben und zittern« (Jak 2,19).

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und im öffentlichen Lehrbetrieb ist es angebracht, auf die klaren Indizien für einen Schöpfer hinzuweisen. Im persönlichen Gespräch sollte es aber das Ziel sein, einen entscheidenden Schritt weiterzukommen: auf Jesus Christus hinzuweisen, der nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Erlöser ist.

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Bildnachweis:

Wikipedia: Etruskerspitzmaus / Lies Van Rompaey // Modell von Blauwal / InSapphoWeTrust // Schnabeltierportrait / Dr. Philip Bethge

andere Lizenzen: Titel – Buch mit Feenstaub / shutterstock ID_308599190 / PHOTOCREO Michal Bednarek // Schema zur Evolution der Säugetiere / Säugerevolution.jpg / Cornelius vom Stein // Briefmarke zum Human Genome Project / 20151120_Gbgenome.jpg / Royal Mail

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