Menu Close

Kraniche

Der hebräische Name agur bezeichnet wahrscheinlich den Grauen Kranich (Grus grus), der in Israel als Durchreisender und Wintergast vorkommt. Das Wort klingt ähnlich, hat aber sprachlich nichts mit dem Dichter oder Sammler der Sprüche, Agur (Spr 30,1), zu tun. Eine weitere Art, der Jungfernkranich (Grus virgo), wird heute nur selten bei einem Zwischenstopp beobachtet.

In zwei Versen wird der Kranich zusammen mit der Schwalbe erwähnt. Im ersten Vers wird Bezug auf ihr Verhalten als Zugvögel genommen: »Sogar der Storch oben am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten, auch die Turteltaube, die Schwalbe und der Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein; aber mein Volk weiß nichts von der Rechtsordnung des HERRN« (Jer 8,7 Me). Sie ziehen in großen Scharen, die sich gut beobachten (und hören!) lassen. Während die Gruppen aus Skandinavien die Westroute wählen, um in Spanien oder Nordafrika zu landen, ziehen etwa 90.000 Balten, Ukrainer und Russen über Israel. Vielen gefällt es dort so gut, dass sie den Winter über bleiben und nicht nach Afrika weiterziehen.

luft:röhren – Das Geheimnis seiner erstaunlich lauten Trompetenstöße ist ein extrem großer Resonanzraum, den man in dem schlanken Körper gar nicht vermuten würde. Wie kann die Trachea 130 cm lang sein, wenn der Hals nur 50 cm lang ist? – Erst im Röntgenbild ist zu sehen, dass sie in mehreren Windungen durch den breiten Brustbeinkamm des Kranichs verläuft.

In dem anderen Vers (Jes 38,14) geht es um den Ruf der Vögel, der mit einer herzzerreißenden Klage verglichen wird. Der Kranich hat verschiedene Rufe und Gesänge auf Lager. Wunderschön sind die Duettgesänge zur Brutzeit. Die wird allerdings in Israel wohl kaum jemand zu hören bekommen haben, im Gegensatz zu den lauten Trompetenrufen, die sie als »Flugrufe« auf ihrer Wanderung permanent ausstoßen. Es klingt, als ob sie sich gegenseitig anfeuern. Ähnlich hört es sich an, wenn sich ein Feind dem niedergelassenen Schwarm nähert oder sie zum Sammeln und Aufbruch rufen. Diese lauten Trompetentöne können erzeugt werden, weil ihre Luftröhre bis zu 130 Zentimeter lang ist und einen großen Resonanzraum bildet. Mit menschlichen Lauten verglichen klingt es wie ein Aufschrei fassungslosen Entsetzens!

Quellennachweis:

Gaunt, AJ; Gaunt, SLL; Prange, HD: The effects of tracheal coilling on the vocalizations of cranes. Journal of Comperative Physiology A 1987; 161:43-58; doi: 10.1007/BF00609454

Gebauer, A; Kaiser, M: Anmerkungen zur Lautentwicklung beim Grauen Kranich (Grus grus). Brandenburgische Umwelt Berichte (BUB) 1998; 3:25-33

Roberts, TS: The Convolution of the Trachea in the Sandhill and Whooping Cranes. The American Naturalist 1880; 14(2):108-114; https://www.jstor.org/stable/2449174

Bildnachweis:

auffliegende Kraniche / shutterstock_769473811.jpg / Sergey Uryadnikov

Artigos similares[lang=en]Related articles[lang=de]Ähnliche Artikel