Auch wenn diese Dickhäuter in der Bibel nicht direkt erwähnt werden, wurden sie in der Zeit der Makkabäer-Aufstände mit hölzernen Aufbauten bestückt als »Panzer der Antike« in den Kampf geschickt. Vielen Bewohnern des Römischen Reichs waren sie zur Zeit des Neuen Testaments als Zirkustiere bekannt. Ihre besonderen Stoßzähne waren schon immer ein begehrtes Luxusgut.

Das hebräische Wort pil, das den Elefanten bezeichnet, kommt in der Bibel nicht vor und auch das griechische Wort elephantas ist nicht enthalten. Aber in elephantinos (Offb 18,12), der griechischen Bezeichnung für Elfenbein, hört man es zumindest heraus. Bei dem hebräischen schenhabbim (1Kön 10,22; 2Chr 9,21) lässt sich nur vermuten, dass es »Zahn der Elefanten« bedeuten soll, ohne dass der hintere Wortteil sich bisher sprachlich zuordnen lässt.

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Ansonsten wird Elfenbein einfach schen (7x) genannt, was ganz allgemein Zähne (39x) bezeichnet. Interessant ist der Ausdruck karnot-schen (Hes 27,15), der so viel wie »Hörner-Zähne« oder »Elfenbein-Hörner« bedeutet und vielleicht die naturbelassenen Stoßzähne (im Gegensatz zum verarbeiteten Material) bezeichnet. Das deutsche Wort »Elfenbein« hat eine ähnliche Bedeutung und ist aus Elefan(ten) und Bein (= Knochen) zusammengesetzt.

Da sowohl der Afrikanische Elefant (Loxodonta africana) als auch der Asiatische Elefant (Elephas maximus) in Regionen gejagt wurden, zu denen Handelsbeziehungen in den Nahen Osten bestanden, kann das Elfenbein von beiden Arten stammen. Außerdem wurden auch in der Antike die Zähne des ausgestorbenen Mammuts (Mammuthus primigenius) gehandelt, die im hohen Norden heute noch häufig gefunden werden und in den meisten Ländern die einzige legale Quelle dieses kostbaren Materials sind. Auch die gewaltigen Hauer-Eckzähne der Flusspferde bestehen aus gleichartigem Zahnbein und wurden ebenfalls zu Schnitzereien verarbeitet.

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Elefanten sind zweifellos die größten und stärksten heutigen Landtiere. Das Rekord-Museumsexemplar des Afrikanischen Elefanten hat eine Schulterhöhe von vier Metern und ein Gewicht von rund zehn Tonnen. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt unglaubliche acht Meter – wobei ihm die Definition: »Nasenspitze bis Schwanzwurzel« zugutekommt, da er bis zur Rüsselspitze hinunter vermessen werden muss. Der Schwanz misst dann noch einmal 150 Zentimeter.
Vor diesem Hintergrund kann man die symbolische Bedeutung des Elfenbeins erahnen. Der Ausdruck »Hörner-Zähne« in Hesekiel 27,15 beschreibt die Stoßzähne von Elefanten und Mammuts als eine Kombination von Zähnen (die die Macht der Raubtiere darstellen) und Hörnern (die die Macht der Huftiere darstellen). Wegen ihrer gewaltigen Ausmaße – die größten bekannten Mammut-Stoßzähne sind fast fünf Meter (!), die des Elefanten immerhin fast dreieinhalb Meter lang – und weil sie den stärksten damals bekannten Landtieren gehören, gilt Elfenbein als Symbol größter Macht. Gleichzeitig steht die Farbe »weiß« in der Bibel für Reinheit und Gerechtigkeit.

Der imposante Löwenthron König Salomos wurde aus Elfenbein angefertigt, das mit gereinigtem Gold überzogen wurde (1Kön 10,18; 2Chr 9,17). Im Kontext biblischer Prophetie handelt es sich um ein Bild des höchsten Thrones, von dem aus der Herr Jesus herrscht (Mt 25,31). Alle Attribute – die sieben Löwen rechts und links, das Elfenbein und das Gold – symbolisieren den Charakter Seiner Herrschaft: Macht, Gerechtigkeit, Beständigkeit und Herrlichkeit. Zum letzten Gericht wird der Herr sich auf einen großen, weißen Thron wie aus reinem Elfenbein setzen und mit absoluter Autorität und Gerechtigkeit das Urteil über jeden unerlösten Menschen sprechen (Offb 20,11-15). Es ist gut, sich daran zu erinnern: »Jeder Mensch muss einmal sterben und kommt danach vor Gottes Gericht« (Heb 9,27 Hfa) – und den Ausweg zu kennen und anderen zu verkünden: »Also gibt es jetzt für die, die zu Christus Jesus gehören, keine Verurteilung mehr« (Röm 8,1 NLÜ).

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Wenn Elefant und Bibel gemeinsam erwähnt werden, geht es heute in den meisten Fällen nicht um Kriegselefanten im Kampf mit den Makkabäern, sondern um das »Elefantengleichnis«. Es findet sich bereits in vielen alten Schriften, und es gibt viele Versionen, die alle, als gemeinsamen Kern, folgende Handlung teilen: »Mehrere blinde Männer versuchen tastend die Beschaffenheit eines Elefanten zu ergründen. Jeder betastet eine andere Stelle des Tieres, wodurch ihre Beschreibungen sehr unterschiedlich ausfallen. Einer, der den Rüssel betastet hat, kommt zu dem Urteil »schlangenähnlich«, ein anderer befindet das Bein als »säulenförmig«, einer, der nur den Stoßzahn befühlt hat, spricht von »speerähnlich«, derjenige, der sich an der Körperseite langtastete von einer »großen Wand« und ein letzter, der nur den struppigen Schwanz in der Hand hatte, nennt ihn »besenähnlich«.
Diese Geschichte illustriert zunächst einmal nur in netter Weise die Binsenweisheit, dass komplexe und facettenreiche Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven betrachtet (und oft gar nicht »als Ganzes« wahrgenommen) werden können. Sie wird allerdings in der Religionspädagogik gerne herangezogen, um zu illustrieren, dass jeder Suchende, jeder »Gläubige« und jede Religion unterschiedliche Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Zugänge zu Gott hätten, ohne dass diese im Widerspruch zueinander stehen müssten. Daraus wird dann häufig abgeleitet, dass es in Glaubensfragen keine »absolute (o. objektive) Wahrheit« geben könne.

Das klingt auf den ersten Blick vielleicht plausibel. Beim genaueren Hinsehen bemerkt man aber, dass irgendetwas nicht ganz passt. Das Gleichnis wird aus der Perspektive eines »Sehenden« erzählt, der den Elefanten als Ganzes erkennt (sonst würde es auch keinen Sinn ergeben). Wer diese Geschichte benutzt, um Menschen, die an »absolute Wahrheit« glauben, mit den Blinden gleichzusetzen, nimmt für sich in Anspruch, ein »Sehender« zu sein. Er meint, genau zu wissen, worum es bei der Frage nach Gott geht. Wenn er das als allgemeinverbindliche Erkenntnis vermittelt, verwickelt er sich in einen offensichtlichen Selbstwiderspruch: Das, was angeblich unmöglich sein soll, ist ihm nun gelungen – Er erkennt eine objektive Wahrheit, die nicht nur für ihn selbst, sondern für alle Menschen gleichermaßen gilt.
In einem Punkt ist das Gleichnis sehr treffend: Kein Mensch ist von sich aus in der Lage Gott zu erkennen. Genau aus diesem Grund scheitert allerdings die Übertragung auf Christen. Im Gegensatz zu Judentum, Islam und weiteren Religionen verkündet das Christentum die vollkommene Selbstoffenbarung Gottes durch den Herrn Jesus. Gott, den kein Mensch je gesehen hat (Jh 1,18), wurde in Jesus Mensch. Er konnte nicht nur, aber auch (Lk 24,39; 1Joh 1,1), betastet werden, sondern wurde gesehen, gehört und erlebt. Es gibt außer Ihm »nichts zu sehen« von Gott (Jh 14,9; Kol 2,9). Das ist so, als wenn in dem Gleichnis der Elefant anfinge zu reden und sich den Blinden in aller Ausführlichkeit zu erklären.
In dem Lied »Einer durchbrach den Himmel« wird der postmoderne Wahrheitsrelativismus treffend aufs Korn genommen. Im Refrain heißt es: Einer durchbrach den Himmel (3x) – Jesus ist der Weg zu Gott!
Einer durchbrach den Himmel
Werner Hoffmann & Gregor Breier, 1992
Man sagt: Du kannst auf vielen Wegen gehn,
und vieles führt dich nah an Gott heran.
Denn wer Gutes tut,
ist am Ende gut.
Nichts ist absolut,
jeder kommt mal an.
Man sagt: Die eine Wahrheit gibt es nicht,
und Suchen ist doch prinzipiell nicht schlecht.
Jede Religion
hat die Wahrheit schon,
hat ein Stück davon.
Alle haben recht.
Und Jesus sagt: Wer mir vertraut, der lebt.
Zum Vater kommt nur der, der Jesus kennt.
Seine Kraft allein
kann von Schuld befrei’n,
reißt die Mauer ein,
die von Gott uns trennt.
Quellennachweis:
Chaiklin, M: Ivory in World History – Early Modern Trade in Context. History Compass 2010; 8:530-542; doi: 10.1111/j.1478-0542.2010.00680.x
Hanks, J: Growth of the African elephant (Loxodonta africana). African Journal of Ecology 1972; 10:251-272; doi: 10.1111/j.1365-2028.1972.tb00870.x
Heckel, C: Physical characteristics of mammoth ivory and their implications for ivory work in the Upper Paleolithic. Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 2009; 18(7):71-91; https://www.academia.edu/download/1851478/071-092.pdf
Hoffmann, WA; Breier, G: Himmelsdurchbrecher (Lied). aufgerufen am 23.12.2023: https://www.evangeliums.net/lieder/lied_einer_durchbrach_den_himmel.html
Kazantzakis, N: Die Blinden (Deutschbuch, S. 128). Berlin (Cornelsen) 2017
Kubsch, R: Gibt es überhaupt Wahrheit? (#Go(o)d News 3, S. 13-15). Dillenburg (Christliche Verlagsgesellschaft) 2022
Bildnachweis:
Wikipedia: Kriegselefant im Kampf / Gustave Doré // Indi scher Elefant / Yathin S Krishnappa // Miniaturschiff aus Elfenbein / Vyacheslav Kirillin (1994–) // Sphärenkugel aus Elfenbein / HellasX // Gemälde vom Thron Salomos / Edward Poynter // Blindenbrunnen in Bonn / Axel Kirch // Elefantenfamilie / Ikiwaner
andere Lizenzen: Titel – Afrikanischer Elefant / shutterstock ID_1995663878 / AndreAnita
Link zum Buch: https://www.daniel-verlag.de/produkt/landlaeufer
