Es verwundert vielleicht, am Ende einer Aufzählung von »Tieren des Feldes« auf ein Kapitel über Schlangen zu stoßen. Zurecht, denn die Schlangen, die wir heute kennen, würden weder in der Bibel noch nach unserem heutigen Verständnis biologischer Zuordnungen darunterfallen. Aber es gibt ein rätselhaftes Vorgängermodell, das durchaus hierhin gehört. Werfen wir einen Blick auf den Urahn der Schlangen …
»Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte« (1Mo 3,1 SB). Man kann auch übersetzen »das listigste Tier aller Tiere des Feldes« – sie wird also eindeutig dazugezählt und gehörte zur ursprünglichen Schöpfung, die von Gott zusammenfassend als »sehr gut« bezeichnet wurde.

schlangen:linien
Außerdem hatte sie offensichtlich sogar eine gewisse Vorrangstellung unter ihnen und bewegte sich wahrscheinlich, wie alle anderen, auf Beinen fort (vgl. 1Mo 3,14). Das äußere Erscheinungsbild lässt sich nicht rekonstruieren. Möglicherweise sah das Wesen »drachenähnlich« aus. Hinweise in diese Richtung sind die spätere Gleichsetzung und dass sowohl Seeungeheuer als auch Drachen und Schlangen mit dem gleichen hebräischen Wort tannin (langgestreckt) bezeichnet werden.
Die Art und Weise, wie die Schlange uns hier vorgestellt wird, ist bemerkenswert. Während sie in den beiden Kapiteln davor noch gar nicht erwähnt wird, heißt es dann einfach ha-nachasch – »die Schlange«, als ob man sie kennen müsste. Eigentlich ist alles an ihrer Beschreibung ungewöhnlich und geheimnisvoll. Einerseits handelte es sich um ein Tier, das erschaffen wurde wie alle anderen, andererseits war es allen anderen Tieren überlegen, stand somit dem Menschen am nächsten – und sprach sogar! Da im Richtspruch über die Schlange (1Mo 3,14.15) keine Rede davon ist, dass sie verstummen würde, kann man allerdings davon ausgehen, dass hier Gottes Widersacher durch das Tier spricht; er ist »der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird« (Offb 12,9; vgl. auch 20,2).
Da die Schlange in ihrer früheren Erscheinungsform nicht mehr existiert, muss offenbleiben, ob Satan sich dieses Tieres bedient, weil es besonders intelligent ist, sozusagen als perfekte Tarnung – oder ob dieses spezifische Exemplar seine besondere Qualität erst durch Satan erhielt. Obwohl das verwendete hebräische Adjektiv arum (klug / listig) im Buch der Sprüche auch in acht Versen für echte, gottgemäße Weisheit steht, wird es in 1. Mose 3,1 (und auch in Hi 5,12; 15,5) zurecht unter dem gefährlichen Aspekt der List verstanden. Das wird auch durch ein kleines Wortspiel deutlich, welches leider durch den Kapitelumbruch leicht untergeht: »Und sie waren beide nackt [arommim], der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht. Aber die Schlange war listiger [arum] als alle Tiere des Feldes …« (1Mo 2,25; 3,1). Im Hebräischen bestehen beide Wörter in der Grundform aus den gleichen Konsonanten, sind also formal identisch. Der Mensch war so, wie Gott ihn geschaffen hatte, »sehr gut«, unschuldig, arglos und transparent. Das alles spiegelt sich in der »Nacktheit ohne Scham« wider. Aber die Schlange war listig, böse, verführerisch – und hinter der Maskerade steckte Satan selbst.
nackt:schrecken
Es hat fast den Anschein, als ob die Schlange durch Gottes Gericht gewissermaßen »entblößt« wird und ihre gefallene Natur sichtbar bleiben soll, während Gott den Menschen fürsorglich bekleidet und bedeckt. Im Gegensatz zu allen »höheren Tieren« sind heutige Schlangen in erstaunlichem Maße »nackt«. Sie tragen fast nichts am Körper – weder Beine noch Schwänze, Flossen, Saugnäpfe oder Flügel, weder Haare noch Federn, Krallen, Stacheln, Hörner, Kämme, Antennen, Wimpern oder Ohrmuscheln.
Im Gegensatz zu einem Wesen von außerordentlicher Klugheit sind heutige Schlangen in ihren Verhaltensweisen und Reaktionen instinktgesteuert und berechenbar, ähnlich wie Maschinen. Außer den Paarungsritualen gibt es kaum soziale Interaktionen. Männchen und Weibchen sind äußerlich selten voneinander zu unterscheiden. Fast alle Arten legen die Eier ab (die bei uns heimischen Kreuzottern und Schlingnattern als lebendgebärende Schlangen gehören zu den Ausnahmen) und überlassen dann die Nachkommen sich selbst.
Als ob klargestellt werden sollte, dass die Schlange niemals wieder das Wort ergreifen würde, sind sie allesamt taub und stumm. Außer einem leisen Zischen oder Fauchen bringen sie mit dem Maul nichts hervor. Erstaunlicherweise haben sie keinen Körpergeruch und nicht einmal ihre Ausscheidungen riechen. Sie können sich auf fast jedem Untergrund schnell und nahezu lautlos fortbewegen (Spr 30,18.19), aber auch wochenlang völlig unbeweglich in einer Position verharren. Als wechselwarme Tiere nehmen sie die Umgebungstemperatur an. Sie haben weder Gesichts- noch Augenmuskeln. Deswegen ist ihr Ausdruck starr und die Augen sind unbeweglich. Sie haben keine Lider und können deswegen weder blinzeln noch die Augen schließen. Die Augen stehen also immer offen, was den Eindruck erweckt, als ob sie nie schlafen und uns immer beobachten. Tatsächlich hat man herausgefunden, dass sie auch in Ruhephasen ihre Umgebung weiterhin wahrnehmen. Die meisten Schlangen haben ein gutes Dämmerungssehvermögen, und viele können sogar Infrarotstrahlung detektieren und somit Wärme »sehen«. Da sie sich außerdem ihren Weg ertasten können, sind viele Arten tags wie nachts gleichermaßen aktiv.
Sie alle sind Fleischfresser, die ihrer Beute meist im Hinterhalt auflauern, um sich dann blitzartig auf sie zu stürzen, um sie zu vergiften oder zu erwürgen. Mit ihren flexiblen und oft tarnfarbenen Körpern können sie sich gut verstecken. Sie graben sich in Sand, Laub oder Schlamm ein oder warten im Gesträuch, auf Ästen, in Felsspalten oder Erdhöhlen auf eine günstige Gelegenheit. Obwohl sie unter den Tieren gefürchtet sind, üben sie mitunter eine unerklärliche Faszination auf sie aus, sodass die Opfer manchmal wie versteinert erstarren und ohne Gegenwehr überwältigt werden können.

Ewig wachsame, verborgen lauernde, lautlos und schnell gleitende, giftige und umschlingende Jäger, ohne Charakter, ohne Geschlechtsmerkmale, ohne Mimik und Gefühle, ohne Fürsorglichkeit und Zusammenhalt, ohne Stimme, ohne Geruch und ohne Wärme – es wirkt tatsächlich so, als ob Gott den unpersönlichen, langgestreckten, schlichten und schuppigen Kern der ausgezeichneten ursprünglichen Kreatur herausgezogen hätte, um ihn in der Existenzweise heutiger Schlangen weiterleben zu lassen. Kaum verwunderlich, dass viele Menschen eine ausgeprägte Abneigung gegenüber Schlangen empfinden, zumal ihr Gift jedes Jahr rund 140.000 Todesopfer fordert – viel mehr als bei jedem anderen größeren Tier.
schuppen:dynamik
Durch unsere menschliche Wahrnehmung und Deutung der Schlangeneigenschaften unterstreicht Gott ihre symbolische Bedeutung. Dabei übertragen wir normalerweise unbewusst Kriterien, nach denen wir Menschen als sympathisch oder unsympathisch erleben, auf Tiere. Wenn uns ein Gegenüber beispielsweise unentwegt mit völlig ausdruckslosem und bewegungslosem Gesicht anstarren würde und dabei nicht einmal blinzelte, empfänden wir das als unheimlich und beängstigend.
Eine nüchterne biologische Betrachtung der heutigen Schlangen kommt aber zu einem ganz anderen Ergebnis: Sie sind absolut faszinierende Geschöpfe. Ihre Schuppenhaut, die sich keineswegs feucht, glitschig und kalt, sondern fest, trocken und (entsprechend der Umgebungstemperatur) meistens sogar warm anfühlt, tritt in jeder erdenklichen Farbe auf und trägt in den meisten Fällen wunderschöne geometrische Muster und Zeichnungen.

Die Schlichtheit ihres Körperbaus, ihre Anspruchslosigkeit und ihre Anpassungsfähigkeit sind beeindruckend. Als wechselwarme (exotherme) Tiere kommen sie zwar nicht in Polarregionen, den Gipfelzonen der Hochgebirge und dauerhaft kaltem Wasser vor, aber ansonsten gibt es keine Lebensräume, die sie sich nicht erschlossen hätten. Ob Steppen, Wüsten, Dschungel, Sümpfe, Moore, Gebirge, Höhlen, Bäche, Flüsse, Seen, Inseln und warme Meere – man findet sie fast überall. Es gibt keine andere Unterordnung von Tieren, die sich bei gleichem Erscheinungsbild an so unterschiedliche Umwelten anpassen konnte. Durch ihre besondere Fortbewegungsweise kommen sie auf praktisch jedem natürlichen Terrain gut voran, oft sogar mit hoher Geschwindigkeit. Die Seitenwinder-Klapperschlange erreicht mit einer besonderen Schlängeltechnik bis zu 29 km/h. Viele Arten können klettern, die meisten gut schwimmen und die Schmuckbaumnattern sollen sogar »fliegen« können. Na ja, zumindest können sie sich flachmachen und im Gleitflug von Baum zu Baum segeln – immerhin bis zu 30 Meter weit!

Der Herr Jesus fordert seine Nachfolger auf: »Siehe, ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen; so seid nun klug wie die Schlangen« (Mt 10,16). Da die kognitiven Leistungen heutiger Schlangen nicht im Geringsten auf eine besondere Intelligenz hinweisen, stellt sich die Frage, was hier mit »klug« gemeint ist. Das griechische Wort phronimos bedeutet zwar im Neuen Testament »klug, verständig, vorausschauend« im positiven Sinn, wird aber in der LXX auch in 1. Mose 3,1 verwendet. Die genannten biologischen Eigenschaften könnten hier der Schlüssel sein. Der Herr fordert die Jünger mit diesem Vergleich auf, in einer feindlichen Umgebung wachsam, optimal angepasst, still und unauffällig zu agieren – ein Verhalten, das Gott den Schlangen über ihre Instinkte mitgegeben hat.

kriechs:erklärung
Es soll an dieser Stelle nur um den Gegensatz zwischen der ursprünglichen Schlange und den heute lebenden Formen gehen. Welche Arten in der Levante und im Mittleren Osten heimisch sind, welche (bedeutende!) Rolle die Schlange als reales Lebewesen spielt, ihre ausgeprägte Symbolik in der Bibel sowie die biologische Entwicklungsgeschichte ist in einem anderen Artikel Thema. An den Folgen der Verführung und dem weiteren Schicksal der Schlange ist zu erkennen, wie durch den Einfluss des »Durcheinanderwerfers« (griechisch: diabolos), eine Bezeichnung des Teufels, die ursprünglich gute Schöpfungsordnung Gottes auf den Kopf gestellt wird.
Die Schlange verliert ihre Vorrangstellung gegenüber den anderen Tieren nach dem Sündenfall: »Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.« (1Mo 3,14 Einh). Das ist ein Ausdruck tiefster Erniedrigung. Von den geschlagenen Feinden Israels heißt es deshalb: »sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die kriechenden Tiere der Erde« (Mi 7,17; vgl. Ps 72,9; Jes 49,23). Heute steht sie also in ihrem Rang unter den anderen Landtieren. Für die anderen Tiere wird der Sündenfluch vom »Fressen-und-gefressen-Werden« in Zukunft weitgehend aufgehoben, »doch der Schlange Nahrung ist der Staub« (Jes 65,25 Einh), und sie wird auch weiterhin in ihrem Loch wohnen und auf dem Bauch kriechen. Ihr Gericht ist endgültig. Allerdings wird im zukünftigen Friedensreich keine Gefahr mehr von ihr ausgehen: »Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Viper« (Jes 11,8) – eine Parallele zu der geistlichen Realität, dass Satan dann für tausend Jahre gebunden wird und keinen Schaden auf der Erde anrichten kann (Offb 20,2). Die Schlange bildet also die Geschichte Satans ab, der als »Glanzstern« (Jes 14,12), »Bild der Vollendung« (Hes 28,12) und »schirmender, gesalbter Cherub« (Hes 28,14) eine Vorrangstellung unter den Engeln hatte, bevor er herabgestoßen und unter sie erniedrigt wird (Jes 14,15; Hes 28,17). Hier ist eine weitere interessante Parallele zu beobachten: Der erste Teil des Gerichts über die Schlange (verflucht sein, auf dem Bauch kriechen, Staub fressen; 1Mo 3,14) bezieht sich vorrangig auf das real existierende Lebewesen, der zweite Teil (Feindschaft zur Frau und ihrem Nachkommen, zermalmter Kopf, 1Mo 3,15) auf den dahinterstehenden Geist, nämlich Satan, den Widersacher. Ebenso beziehen sich die genannten prophetischen Gerichtssprüche zunächst auf real existierende Könige von Babylon (Jes 13,1-14,11) und Tyrus (Hes 26,1-28,19), die gegen Gott rebellierten, dann aber geht die Botschaft darüber hinaus und bezieht sich auf Satan, die treibende Kraft hinter diesen Reichen (Jes 14,12-15; Hes 28,11-19).

Der Mensch hatte in seiner besonderen Beziehung zu Gott sogar eine Vorrangstellung unter allen Geschöpfen. Nach dem Sündenfall wurde er als sterbliches Wesen »ein wenig niedriger gemacht als die Engel« (Ps 8,6 SB). Auch die ihm anvertraute Herrschaft über alle Tiere (1Mo 1,28) konnte er danach nicht mehr vollumfänglich ausüben, obwohl die Tiere ihn in der Regel fürchten (1Mo 9,2). Er wird seiner Verantwortung nicht gerecht und ruiniert die Schöpfung.
Die Frau wurde dem Mann an die Seite gestellt, um mit ihm zusammen in guter Weise über die Schöpfung zu herrschen. Nach dem Sündenfall fällt es ihr schwer, sich dem Mann unterzuordnen, der nun in unguter Weise über sie herrscht (1Mo 3,16). Weil er seine Stellung missbraucht, klaffen in jeder Kultur tiefe Gräben zwischen den Geschlechtern (die auch nicht dadurch überwunden werden, dass man heute zunehmend versucht die eindeutige Existenz und Bestimmung der zwei Geschlechter zu leugnen und neu zu definieren).
lust:leitung
Tatsächlich lässt sich bei der Verführung durch die Schlange ein Muster erkennen, das so zerstörerisch ist wie eh und je. Die Angriffspunkte menschlicher Verführbarkeit werden in 1. Johannes 2,16 aufgezählt: »die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens«. Gemeinsam werden sie als »alles, was in der Welt ist« bezeichnet, wobei »Welt« in diesem Zusammenhang das gottfeindliche System ist, in dem Satan als Fürst (Jh 12,31; 14,30; 16,11) oder sogar »Gott« (2Kor 4,4) bezeichnet wird. Satan kennt die Schwachstellen des Menschen sehr gut und stimmt seine Taktik genau darauf ab. Es ist nicht ganz einfach, diese »drei Motoren der Unmoral« gegeneinander abzugrenzen, die Übergänge erscheinen mitunter fließend. Trotzdem lassen sie sich charakterisieren und mit der Situation im Garten Eden zusammenführen, wie sie in 1. Mose 3,6 beschrieben wird:
Die Lust des Fleisches hat die Beziehung des eigenen Körpers zur materiellen Umwelt im Fokus. Es geht um die Frage »Was habe ich? Was kann ich bekommen?«, also um körperliche Bedürfnisse und Begierden, um Sattheit, Genuss, Annehmlichkeiten und Besitz. Eva und Adam sahen, dass der verbotene Baum »gut zur Speise« wäre und hatten Lust, davon zu essen.
Die Lust der Augen hat die Beziehung zu anderen Menschen und Ereignissen im Fokus. Es geht um die Frage »Was erlebe ich? Was erfahre ich?«, also um seelische Bedürfnisse, Empfindungen, Gefühle und Kommunikation, um das Erleben neuer, aufregender und interessanter Dinge. Der Baum war »eine Lust für die Augen« und sie empfanden den Reiz, eine neue Erfahrung zu machen, eine Grenze zu überschreiten.
Der Hochmut des Lebens hat die geistige Beziehung zu anderen Menschen und zu Gott im Fokus. Es geht um die Fragen »Wer bin ich? Wie sehen mich andere? Wem unterwerfe ich mich?«, und somit um geistige und geistliche Bedürfnisse sowie das Erlangen von Anerkennung und Macht. Der Baum erschien ihnen »begehrenswert, um Einsicht zu geben« – und die Schlange stellte ihnen sogar in Aussicht, wie Gott zu werden.
Neben religiösen Systemen und Götzenkulten, die sich durch Satans Einfluss in allen Ethnien und Kulturen verbreiten, sind seit der Schlangenrede in 1. Mose 3,2-5 auch die »7 Lügen, die wir Menschen glauben« in Umlauf:

kopf:zerbrechen
Die schlechte Nachricht ist, dass der Konflikt mit Satan fortbesteht: »Von nun an setze ich Feindschaft zwischen dir und der Frau und deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen« (1Mo 3,15 NLÜ). Obwohl es viele Schlangenarten gibt, die dem Menschen gefährlich werden können (700 giftige und ca. 100 besonders gefährliche), ist offensichtlich, dass sich auch diese Prophetie nicht auf das Kriechtier bezieht, sondern auf Satan, den Widersacher. Er hatte sich in Eden als Lügner und »Menschenmörder von Anfang an« erwiesen (Jh 8,44). Jeder, der ihm in seiner Rebellion nachfolgt und nicht zu Gott umkehrt, ist Satans geistlicher Nachkomme. Auch wenn das sehr hart klingt, gibt es für den Menschen nur diese beiden Optionen: »die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels« (1Joh 3,10). Dann gibt es in 1. Mose 3 einen unerwarteten grammatikalischen Bruch. In Bezug auf die Frau ist nicht von »den Nachkommen« (Mehrzahl), sondern von »dem Nachkommen« (Einzahl) die Rede.

Die gute Nachricht ist, dass der »Schlangenüberwinder« im gleichen Atemzug wie der Fluch über die Schlange angekündigt wird: »Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in seine Ferse beißen« (1Mo 3,15 NLÜ). Dieser ER ist der Nachkomme der Frau. Er ist es, der Satan besiegt hat. Auf diesen ersten Hinweis auf den Erlöser folgen viele weitere. Im Gespräch mit Abraham erinnert Gott an dieses Versprechen: »durch deinen Nachkommen werden alle Völker der Erde gesegnet sein« (1Mo 22,18 NeÜ). Dabei kann man zunächst an Isaak denken, durch den die »Segenslinie« weitergeführt wurde. Die tiefere Bedeutung wird aber im Neuen Testament enthüllt: »So ist es auch mit Gottes Zusagen an Abraham. Betrachten wir sie genauer, dann stellen wir fest: Gott gab sein Versprechen Abraham und seinem Nachkommen. Es heißt nicht: »Abraham und seinen Nachkommen«, als ob viele gemeint wären. Gott sagt ausdrücklich: »deinem Nachkommen«, also einem Einzigen. Dieser Eine ist Christus« (Gal 3,16 Hfa).

Obwohl diese Zusage Gottes, so ganz am Anfang der Weltgeschichte, ein Grund zur Freude und Dankbarkeit ist, erfahren wir leider auch, dass es kein leichter Sieg werden würde: Die Schlange würde dem Nachkommen in die Ferse beißen. Die Bedeutung dieser Aussage ist klar: Würgeschlangen beißen ihre Beute eher nicht und harmlose Schlangen zwicken ihren Fänger höchstens in die Hand. Nur die gefährlichen Giftschlangen verhalten sich so – und ihr Biss ist tödlich. Das erfüllte sich, als der Herr Jesus am Kreuz an Fersenbein und Händen von römischen Nägeln durchbohrt sein Leben gab, um alle Menschen freizukaufen (1Tim 2,6). Er starb, obwohl es keine Verfehlung gab, wegen der Satan ihn hätte verklagen können: »der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir« (Jh 14,30). »So konnte er durch den Tod den entmachten, der mit Hilfe des Todes seine Macht ausübt, nämlich den Teufel« (Heb 2,14 NGÜ). Satan ist also ein besiegter Feind, und wir dürfen die vollständige Erfüllung der ältesten Prophetie erwarten: »Es wird nicht lange dauern, bis der Gott des Friedens den Satan unter euren Füßen zermalmt hat« (Röm 16,20 NeÜ).

Die Bildersprache der Bibel illustriert, dass jeder Mensch seit Adam von der Schlange gebissen wurde und mit dem tödlichen Gift der Sünde infiziert ist. Jeder ist todgeweiht und geht dem Gericht über seine eigene aufgehäufte Schuld entgegen. Die Heilige Schrift deutet aber auch an, wie einfach die Rettung aussieht: »Und der HERR sprach zu Mose: Mache dir eine feurige Schlange und tu sie auf eine Stange; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird am Leben bleiben« (4Mo 21,8). Wer den Worten Gottes glaubte und das erhöhte kupferne Abbild seiner Todesursache, der Giftschlange, ansah, blieb am Leben. Der Herr Jesus bezieht diese Geschichte auf sich selbst und erklärt, wie wir heute gerettet werden können: »Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde« (Jh 3,15-17). Gott »will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1Tim 2,4) – und wer bis jetzt noch nicht an Seinen Sohn Jesus Christus glaubt, kann das HEUTE noch ändern.
Quellennachweis
Biz, C; Refolo, M; Zinnarello, FD: A historical review of calcaneal fractures: from the crucifxion of Jesus Christ and Don Juan injuries to the current plate osteosynthesis. International Orthopaedics 2022; 46:1413-1422; doi: 10.1007/s00264-022-05384-3; https://d-nb.info/1269252038/34
Brauer, M: 140.000 Tote durch Schlangenbisse. Stuttgarter Nachrichten, 07.05.2019; https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.schlangen-fast-140-000-tote-jaehrlich-durch-schlangenbisse.c4b94a04-6d26-4c1e-9525-96f41b6f34b7.html
Collins, J: A Syntactical Note (Genesis 3:15): Is the Woman’s Seed Singular or Plural? Tyndale Bulletin 1997; 48(1):139-148; doi:10.53751/001C.30353
Holden, D; Socha, JJ; Cardwell, ND: Aerodynamics of the flying snake Chrysopelea paradisi: how a bluff body cross-sectional shape contributes to gliding performance. Journal of Experimental Biology 2014; 217:382-394; doi: 10.1242/jeb.090902
Johnson, K: A Garden Divine: Beware of Snake. New York Times, 17.07.2014; https://www.nytimes.com/2014/07/18/arts/design/back-to-eden-at-the-museum-of-biblical-art.html
Lange, B: Der geheimnisvolle Held der Bibel (S. 11-35). Dillenburg (Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg) 2022
Ojewole, AO: The Seed in Genesis 3,15: an Exegetical and Intertextual Study. Andrews University 2000; Dissertations #116; https://digitalcommons.andrews.edu/dissertations/116
http://www.reptile-database.org (offizielle Taxonomie der Reptilien); aufgerufen am 31.10.2023
WHO: Snakebite envenoming. World Health Organization; aufgerufen am 22.10.2023: https://www.who.int/health-topics/snakebite#tab=tab_1
Yi, H: Wie die Schlangen das Gleiten lernten. Spektrum.de Magazin, 16.05.2018
Bildnachweis:
Wikipedia: Verbreitungskarte der Schlangen / User:Sarefo
andere Lizenzen: Titel – Schlange im Portrait / shutterstock ID_498020899 / HarrisD // Südlicher Felspython / shutterstock ID_1534959209 / Gulliver20 // Zwergpuffotter – gut getarnt / shutterstock ID_2395483063 / Wirestock Creators // Pagode mit Drachenbildern / shutterstock ID_432709177 / martinho Smart // Denkmal zur Ehernen Schlange – Nebo / shutterstock ID_1572921697 / Munzir Rosdi // Kunstwerk – Schlange mit Beinen / The_Serpent_before_the_Fall_Mark_Dion_2014.jpg / Gina Fuentes Walker // Gleitflug der Schmuckbaumnatter / Schlangengleitflug.jpg / Holden et al // Erlöser kreuzt / Saviour_crossing.jpg / AiG – Dan Lietha // Schema zu Nägeln am Kreuz / Kreuznagel-Fersenbein.jpg / Carlo Biz
Link zum Buch: https://www.daniel-verlag.de/produkt/landlaeufer
