In seiner großartigen Schöpfungsrede stellt Gott unter anderem den renen, den Afrikanischen Strauß (Struthio camelus), vor: »Fröhlich schwingt sich der Flügel der Straußhenne: Ist es des Storches Fittich und Gefieder? Denn sie überlässt ihre Eier der Erde und erwärmt sie auf dem Staub; und sie vergisst, dass ein Fuß sie zerdrücken und das Getier des Feldes sie zertreten kann. Sie behandelt ihre Kinder hart, als gehörten sie ihr nicht; ihre Mühe ist umsonst, es kümmert sie nicht. Denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen, und keinen Verstand teilte er ihr zu. Zur Zeit, wenn sie sich in die Höhe peitscht, lacht sie über das Pferd und seinen Reiter« (Hi 39,13–18).

Die größten heute lebenden Vögel kommen in Israel nicht mehr wildlebend vor (wohl aber auf Straußenfarmen). Sie werden auch mit den Namen ja‘en (allgemeiner Begriff) und bat-ja‘ana (Straußenhenne) bezeichnet und als Geschöpfe beschrieben, die auf Gottes besondere Fürsorge angewiesen sind. Ein Gewicht von bis zu 135 Kilogramm macht es ihnen unmöglich zu fliegen und mit ihrer beeindruckenden Höhe von bis zu 2,50 Metern sind sie schwer zu übersehen. Während »des Storches Fittich und Gefieder« diesen zu einem perfekten Flieger und Langstrecken Zugvogel machen, haben die Strauße nur zottelige Stummelflügel. Aber das nehmen sie nicht weiter tragisch. Gott hat sie für ihre Lebensweise gut angepasst und sie müssen sich ihres Gefieders auch nicht schämen. Es wird nicht nur seit der Antike für die Schmuckherstellung verwendet, sondern vor allem zu Staubwedeln verarbeitet. Durch seine außerordentlich starke elektrostatische Anziehungskraft binden Straußenfeder-Bürsten sämtliche Staub- und Schmutzpartikel und können für Arbeiten mit Objektkontakt an hochempfindlichen Oberflächen eingesetzt werden, da sie nicht die geringsten Spuren hinterlassen.
klauer:ei
Der Strauß kann sein Nest nicht auf Bäumen, Felsen oder anderen schwer zugänglichen Orten bauen. Die Henne kratzt einfach eine flache Kuhle von etwa drei Metern Durchmesser in die Erde, legt ihre Eier hinein und brütet sie dort gemeinsam mit dem Hahn aus. Er übernimmt vorwiegend die Nachtwachen, in denen man ihn mit seinem schwarzen Gefieder kaum wahrnehmen kann, sie brütet tagsüber, wenn ihr staubgraues Gefieder sie besser tarnt. Während der Futtersuche liegt das Nest relativ schutzlos da. Obwohl sich das Paar nie sehr weit vom Nest entfernt, gibt es geschickte Räuber, die wissen, wie man die Strauße an der Nase herumführt. Wüstenfüchse, Schakale, Hyänen und Schmutzgeier wurden dabei beobachtet, wie ein Tier die Vögel ablenkt und vom Nest weglockt, während ein anderes sich über die unbewachten Eier hermacht.

brut:leer
Der Straußenhahn paart sich zunächst mit seiner Haupthenne und dann mit vielen weiteren Nebenhennen. Alle legen ihre Eier in ein Nest (bis zu achtzig Eier). Der Hahn und die Haupthenne bebrüten sie abwechselnd. Sie können allerdings nur etwa zwanzig Eier bedecken, die anderen bleiben außen vor und entwickeln sich nur, wenn es dauerhaft warm genug ist, was in der Regel nicht der Fall ist – »sie behandelt ihre Kinder hart«.
Die Eischale ist drei Millimeter dick, hart wie Porzellan und so stabil, dass man sich da raufstellen kann, ohne dass sie bricht. Die Küken haben keinen Ei zahn und können sich nur befreien, wenn sie ihren gesamten Körper in einem heftigen Krampf gegen die Wand des Eis pressen und es dadurch aufsprengen. Die Eltern leisten ihnen dabei keinerlei Hilfe – wer zu schwach ist, erstickt fertig entwickelt und kurz vor dem Ziel in seinem glänzend weißen Gefängnis. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass der eigene Nachwuchs überlebt, legt die Haupthenne ihre vier bis fünf Eier in die Mitte des Nestes. Den Räubern fallen deswegen zuerst die außen liegenden Eier der Nebenhennen zum Opfer.

Straußeneier sind im Verhältnis zu Körpergewicht und -größe der Henne die kleinsten und leichtesten Vogeleier, absolut betrachtet aber trotzdem die größten der Welt. Der ausgestorbene Madagaskarstrauß legte Eier von zehn Kilogramm Gewicht, die heute noch gefunden werden, und zwar nicht als Versteinerung, sondern als Originalerhaltung! Die Schale ist so dick wie ein Pizzateller. Ein heutiges Straußenei wird immerhin fast zwei Kilogramm schwer, sein Inhalt entspricht etwa vierundzwanzig Hühnereiern, und es würde über eine Stunde dauern, es hart zu kochen. Dieser Leckerbissen ist für viele hungrige Mäuler so ungemein verlockend, dass die Nester in den meisten Fällen vollständig geplündert werden. Nur zehn Prozent der Gelege werden erfolgreich bebrütet, und auch nach dem Schlüpfen sind die Jungtiere noch sehr schutzbedürftig. Nur etwa fünfzehn Prozent von ihnen überleben ihr erstes Lebensjahr – »ihre Mühe ist umsonst«.

tief:lieger
Das Verhalten der Strauße lässt nicht sonderlich viel Intelligenz erkennen. Jedoch kann die Behauptung, der Strauß stecke bei Gefahr seinen Kopf in den Sand, ins Reich der Legende verwiesen werden. Seitdem wissenschaftliche Beobachtungen durchgeführt und dokumentiert werden, konnte dieses Verhalten jedenfalls nicht belegt werden. Darüber, wie es zu dieser Legende kam, gibt es verschiedene Auffassungen. Es ist möglich, dass man bei der Beobachtung von Straußen auf größere Distanz durch flimmernde Luft über heißem Steppenboden einer optischen Täuschung erlegen ist. Bei diesem Effekt »verschwindet« der Kopf grasender Strauße für den entfernten Betrachter optisch.
Wahrscheinlicher ist aber, dass sein Ducken falsch interpretiert wurde. Brütende Strauße legen sich bei nahender Gefahr manchmal auf den Boden und halten Hals und Kopf dabei gerade ausgestreckt. Aus der Ferne ist der flach am Boden liegende Hals nicht mehr zu sehen. Dieses Verhalten ist aber eher untypisch. Normalerweise verhält die Straußenhenne sich genauso, wie es in Hiob 39,18 beschrieben wird: »Zur Zeit, wenn sie sich in die Höhe peitscht, lacht sie über das Pferd und seinen Reiter.«

Es ist gut nachzuvollziehen, dass keine großen verstandesmäßigen Leistungen zu erwarten sind: Der kleine Schädel wird fast vollständig von den zwei riesigen Augäpfeln ausgefüllt, die mit fünf Zentimeter Durchmesser die größten aller landlebenden Tiere sind und dem Strauß ein hervorragendes Sehvermögen verleihen. Für ein großes Gehirn bleibt da kein Platz. Dafür entdeckt der Strauß jede Bedrohung schon von Weitem. Flächen, auf denen das Gras höher als einen Meter wächst, meidet er, stattdessen sucht er die offene Steppe oder Savanne auf. Dort schließt er sich den Zebra- und Antilopenherden an und kombiniert so sein gutes Sehvermögen mit dem ausgeprägten Geruchssinn und Gehör der Weidetiere. Ein Raubtier hat es nun sehr schwer, sich unbemerkt zu nähern.

Sollte ein berittener Jäger versuchen, einen Strauß zu fangen, so kann dieser darüber nur lachen. Mit seinen muskulösen Beinen, die mit 1,40 Metern vom Becken bis zur Kralle die längsten im gesamten Tierreich sind, kann er ausdauernd laufen und erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 70 (manche vermuten sogar bis zu 95) Stundenkilometer. Das entspricht dem Tempo der schnellsten Rennpferde.

froher:lacher
Was will Gott mit diesem skurrilen Tier verdeutlichen? Strauße sind Vögel, können aber nicht fliegen. Ihre Gelege enthalten eine große Menge riesiger Eier, die sie aber fast immer an irgendwelche Räuber verlieren. Trotzdem sind sie fröhlich und lachen! Als ob sie wüssten, dass bei Gott schon alles seine Richtigkeit hat. Als Ausgleich für die hohen Brutverluste beschenkt Gott die Strauße mit einem sehr langen Leben. Sie können über fünfzig Jahre alt werden und starten jedes Jahr einen neuen Versuch, ihre Jungen durchzubringen.
erzieh:ER
Hiob, der hier angesprochen wird, war weder dumm noch behandelte er seine Kinder hart, sondern wird als weise, fürsorglich und verantwortungsbewusst vorgestellt. Er betete und opferte für seine Kinder (Hi 1,5). Trotzdem verlor er sie. Traute er Gott zu, dass auch das Teil seines Plans sein konnte?
Als Wildtier symbolisiert die Straußenhenne den Menschen ohne Gott (vgl. 2Pet 2,12; Jud 10). Mit ihrem Egoismus wird einer ihrer Charakterzüge als besonders dumm hervorgehoben. Dieser Wesenszug tritt in der Gesellschaft heutiger Zeit immer deutlicher in Erscheinung (2Tim 3,2). Viele Eltern überlassen ihren Nachwuchs schon bald »der Erde«. Die Erziehung und Fürsorge wird zum großen Teil an Kitas, Kindergärten und Tagesmütter delegiert, um schnell wieder in die Berufstätigkeit zurückkehren zu können. Im Gegensatz zum Strauß wurde der Mensch im Bild und nach dem Gleichnis Gottes geschaffen und mit Verstand und Weisheit begabt. Er sollte erkennen, was für eine hohe Aufgabe und Verantwortung Gott ihm überträgt, wenn Er ihm Kinder schenkt. Die Bibel stellt uns die idealen Eltern, besonders die ideale Mutter, vollkommen anders vor als den Strauß (1Thes 2,7; Tit 2,4.5).

Quellennachweis:
Badley, AR: Fertility, Hatchability and Incubation of Ostrich (Struthio camelus) Eggs. Avian and Poultry Biology Reviews 1988; 8:53-76; doi: 10.1016/0300-9629(88)90217-4
Jarvis, MJF; Jarvis, C; Keffen, RH: Breeding seasons and laying patterns of the southern African Ostrich Struthio camelus. IBIS International Journal of Avian Science 1985; 127:442–449; doi: 10.1111/j.1474-919X.1985.tb04840.x
Rahn, H; Paganelli CV; Ar, A: Relation of Avian Egg Weight to Body Weight. The Auk 1975; 92:750-765; doi: 10.2307/4084786
Rahn, H; Paganelli CV; Ar, A: The Avian Egg: Mass and Strength. The Condor 1979; 81:331-337; doi: 10.2307/1366955
Sauer, EGF; Sauer EM: Social Behaviour of the South African Ostrich Struthio camelus australis. Ostrich – Journal of African Ornithology 1966; 37:183-191; doi: 10.1080/00306525.1966.9639797
US-Patent für Straußenfederwerkzeug. https://www.google.com/patents/US4227278
Bildnachweis:
Wikipedia: Straussenhenne mit Gelege / Fischchen // Straussenei und Hühnerei im Vergleich / BMK // Straußenfuß / Masteraah // Straußenjagd / Keyl, Wood & E. A. Smith
andere Lizenzen: Straußenkopf / pixabay Rhea-Bird-Animal-Big-Bird-Head-Bird-Bouquet-1438633.jpg / pixel2013 // Strauß in der Savanne / shutterstock_2052217457.jpg / Martin Pelanek // Grafik Auge-Gehirn / Cornelius vom Stein // Schakal frisst Straußenei / shutter stock_1876624888.jpg / Geno EJ Sajko Photography // pixabay bird-animal-nature-strauss-bouquet-242715 / cocoparisienne
Link zum Buch: https://www.daniel-verlag.de/produkt/federfuehrer
