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Säugetiere, die keine „Tiere des Feldes“ sind

Bei den »Tieren des Feldes« handelt es sich um Säugetiere – aber nicht alle Säugetiere sind »Tiere des Feldes«. Weil sich aber gebildete Seekühe und Wale sicher ungern in dem Band über »Fische, Kriechtiere und Gewimmel« wiederfänden, und die Fledermäuse sich im Band »Die Vögel des Himmels« auch nicht recht zuhause fühlen, bekommen diese Exoten hier ein Extra-Kapitel – als »Tiere des Umfeldes« (im weitesten Sinne).

see:fräse – Der Dugong hat zwar anatomisch, physiologisch und genetisch überaus große Ähnlichkeit zu den »Tieren des Feldes«, aber ist als Wasserlebewesen doch in einem ganz anderen Element unterwegs. Das erinnert daran, dass der Herr Jesus »in seiner leiblichen Beschaffenheit als ein Mensch erfunden wurde« (Phil 2,7 Me) und doch ein Mensch »vom Himmel« war (Jh 3,31; 1Kor 15,47).

Seekühe

Bei der Beschreibung der Stiftshütte und ihrer Einrichtung wird dreizehnmal der hebräische Ausdruck tachasch gebraucht, um ein Leder zu bezeichnen, aus dem die oberste der vier Decken über den beiden Räumen und die Abdeckungen der Einrichtungsgegenstände während des Transports bestanden. Über die Bedeutung dieses Begriffs wurde lange gerätselt. In der LXX wurde es als Farbe verstanden und mit hyakinthinos (vgl. Offb 9,17) – hyazinthfarben – übersetzt. Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Mineral Hyazinth oder Jacinth(us), das auch in der Bibel erwähnt wird (Offb 21,20). Heute werden gelbe und gelbrote bis rotbraune Varietäten der Zirkonkristalle so bezeichnet, doch im griechischen Sprachgebrauch stand es für ein dunkles Violett. Das lässt sich daran erkennen, dass verschiedene Artnamen wie Gartenhyazinthe, Hyazinth-Ara oder Hyazinthkolibri der intensiven Blaufärbung wegen gegeben wurden. Leider lässt sich nicht nachvollziehen, was die jüdischen Übersetzer damals zu dieser Wiedergabe bewogen hat.

Da tachasch in 13 von 14 Versen in Verbindung mit dem Wort or für »Fell« vorkommt, in dieser Kombination typischerweise eine Tierart darstellt, und Tachasch schon zur Zeit Abrahams auch als Männername vorkommt (1Mo 22,24), was ebenfalls eher auf einen Tiernamen hindeutet, spielte die Idee, nach einer Farbe (oder einer anderen Eigenschaft wie »beständig, hochwertig, feingegerbt …«) zu suchen, im Weiteren kaum eine Rolle. Die Frage war also: Welches Tier steckt hinter dem Wort tachasch?

Luther übersetzte »Dachsfelle« und die meisten deutschen Bibeln sind ihm in der Vergangenheit darin gefolgt. Also versuchte man die Eigenschaften des Dachses auf die Person des Herrn Jesus anzuwenden: Der Dachs lebe einzelgängerisch (was nicht zutrifft) und deute damit auf die Einsamkeit des Herrn auf dieser Erde hin; er sei sehr wachsam, so wie der Herr »über die Rechte Gottes wachte« und sein Fell habe »nichts Anziehendes« (das ist sicher Geschmackssache, es hat jedenfalls einen feinen, silbrigen Glanz), so wie der Herr äußerlich unscheinbar war. Dabei ist schon lange bekannt, dass der Europäische Dachs (Meles meles), an den Luther dachte und auf den sich diese Deutungen beziehen, nie in Israel heimisch war. Der Honigdachs (Mellivora capensis) dagegen ist dort zuhause, und da er ansonsten nicht in der Bibel erwähnt wird und eine ausgesprochen zähe und dicke Haut hat, schien er ein geeigneter Kandidat zu sein. Es wäre allerdings eine frappierende Ausnahme, wenn alle heiligen Geräte sowie das Heiligtum und das Allerheiligste der Stiftshütte vom Fell eines unreinen Tieres bedeckt gewesen wären.

Verschiedene andere Lösungen wurden diskutiert. Einige Gelehrte schlugen »Hammel-Häute« vor – wobei es Hammel, also kastrierte männliche Schafe, in Israel gar nicht gab und sich die Felle kastrierter Tiere wohl kaum von »Widderfellen« unterschieden hätten, die bereits die Decke darunter bildeten. Andere dachten an das Einhorn (das sich als Fabelwesen erwies), den Wüstenluchs oder Karakal (Caracal caracal), eine unreine Raubkatze, die in Israel heimisch ist, oder die Giraffe (Giraffa camelopardalis), die ein reines Tier ist und früher noch in Ägypten anzutreffen war.

Später wurden Sprachforscher darauf aufmerksam, dass das alte arabische Wort tuchasch Leder von Meeressäugern (Delfinen, Seekühen) bezeichnet, das bereits im Alten Ägypten in Gebrauch war. Für die Jagd auf die schnellen und scheuen Delfine gibt es nur wenig historische Belege, aber Seekühe sind träge und können von flinken Booten aus harpuniert werden, wenn sie alle paar Minuten zum Atmen an die Oberfläche kommen. Der Dugong (Dugong dugon), der früher auch als Gabelschwanzseekuh oder Seeschwein bezeichnet wurde, könnte ein geeigneter Lieferant sein. Er kommt bis heute an den Küsten des Roten Meeres vor und aus seiner Haut lässt sich ein hoch wertiges, dickes und strapazierfähiges Leder herstellen. Wie schwierig die sprachliche Rekonstruktion ist, lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass auch im heutigen Arabisch unterschiedliche Namen für diese Tierart in Gebrauch sind: bugarah-al-bahr (»See-Kuh« in Bahrain, Katar, VAE), arus-al-bahr (»See-Braut« in Saudi-Arabien), nagat-al-bahr (»See-Kamel« in den nördlichen Regionen des Roten Meeres, Ägypten, Jordanien) und taweelah / al-jild (Südarabien, Jemen).

ish:han:dugong – Nichts ist unmöglich – der Toyota Vios ist in Südostasien als Sondermodell mit einer Innenausstattung aus feinem Dugong-Leder erhältlich. Dieses hochwertige Material wird sonst hauptsächlich für modische Accessoires (Handtaschen, Geldbörsen, Gürtel etc.) verwendet.

Es gibt noch einen weiteren Hinweis, der diese Zuordnung stützt: Während in den sechs Versen, in denen von der Decke über der Stiftshütte die Rede ist (2Mo 25,5; 26,14; 35,7.23; 36,19; 39,34), die Mehrzahl orot tachaschim verwendet wird, ist bei der Abdeckung der Geräte jeweils nur von einem einzigen Fell – or tachasch (4Mo 4,6.8.10-12.14.25) – die Rede. Da wir einige Abmessungen der Einrichtungsgegenstände kennen, lässt sich ausrechnen, dass man ein großes Fell braucht, um sie ganz zu verhüllen. Die abgezogene Haut des Dugong erfüllt diese Anforderung.

Was die Klassifikation in »rein« oder »unrein« angeht, streiten sich die Rabbiner. Da Lebewesen, die auftauchen müssen, weil sie Luft zum Atmen brauchen, nach mehrheitlicher Ansicht nicht zu den Lebewesen zählen, die »im Wasser sind« (3Mo 11,9; 5Mo 14,9) und »Flossen und Schuppen« brauchen, um rein zu sein, fällt der Dugong nicht unter den Bann: »Alles, was keine Flossen und Schuppen hat im Wasser, soll euch ein Gräuel sein« (3Mo 11,12; vgl. 5Mo 14,10). Als Pflanzenfresser sei er daher als rein anzusehen. Alles in allem wird die Argumentation für den Dugong heute als so stichhaltig angesehen, dass neuere Überarbeitungen ihr folgen und tachasch mit »Seekuh« übersetzen (ÜElb, SB, Me) oder es zumindest in einer Anmerkung so erklären (NLÜ, NeÜ, Hfa).

Da die meisten Details der Stiftshütte, ihrer Geräte und ihrer Vorschriften sich als symbolische Hinweise auf das damals noch zukünftige Erlösungshandeln Gottes und die Person des Herrn Jesus beziehen lassen, ist es sehr naheliegend, überall danach zu suchen. Angesichts der beschriebenen Schwierigkeiten, alle Angaben exakt einzuordnen, sollte man sich dabei nicht zu sehr auf eine bestimmte Deutung versteifen.

Gehen wir also davon aus, dass es sich tatsächlich um die Haut des Dugong handelte, die man damals zu feinem Leder gegerbt und zur äußeren Wetterschutz-Ummantelung verarbeitet hat. Dieses Säugetier lebt im Meer, das in der Bibel mehrfach als Symbol der aufgewühlten Menschheit und ihrer Völker in Rebellion gegen Gott verwendet wird (z. B.: Ps 65,8; Jes 17,12; 57,20; Offb 17,15) – die Welt, die von Satan beherrscht und aufgemischt wird. Mitten hinein in dieses Getümmel kam der Herr Jesus, wurde in einem besetzten Land unter Fremdherrschaft geboren und musste schon als Kind in ein anderes Land fliehen. Er stand im Spannungsfeld der Erwartungen verschiedener politischer und religiöser Gruppen, aber ergriff nicht Partei, sondern betonte immer wieder, dass Er und Sein Reich nicht »von dieser Welt« seien (Jh 17,14.16; 18,36). Dass der Dugong alle paar Minuten zum Atmen auftaucht, erinnert uns daran, dass der Herr Jesus in beständiger Verbindung mit Seinem Vater im Himmel stand (Jh 14,10).

zelt:anschauung – Im Bibel-Center Breckerfeld wurde 1985 dieses Modell der Stiftshütte in Originalgröße gebaut. Es steht seit 1995 in der israelischen Negevwüste (Timna-Park), wo der Autor dieses Foto im Jahr 2019 aufnahm. Die Außenhülle ist schon stark ausgeblichen, aber so hat sie tatsächlich Ähnlichkeit mit ungefärbtem Dugong-Leder.

Von außen betrachtet muss das Dach aus braun-grauen Häuten jedenfalls in auffälligem Kontrast zu den blitzenden Elementen aus Gold, Silber und Kupfer und den kunstvoll gewebten, bunten Vorhängen gestanden haben, die es umgaben. Das wäre dann tatsächlich ein Hinweis auf die äußere Unscheinbarkeit des Herrn Jesus, wie Jesaja sie prophetisch beschreibt: »Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet und wir haben ihn für nichts geachtet« (Jes 53,2-3).

Wale

Zur Ordnung der Wale (Cetacea) gehören etwa 90 Arten, die sich auf die Unterordnungen der Bartenwale (Mysticeti) und Zahnwale (Odontoceti) verteilen. Zu den Zahnwalen zählt auch die Familie der Delfine, die im deutschen Sprachgebrauch aber nicht als Wale bezeichnet werden.

Ob Wale in der Bibel erwähnt werden, lässt sich nicht sicher sagen. Im Schöpfungsbericht werden unter den am fünften Tag erschaffenen Wasserbewohnern ha-tannim ha-gedolim – »die Langgestreckten, die Großen« genannt (1Mo 1,21), was mit »Seeungeheuer, große See- oder Meerestiere« übersetzt wird, wobei »Langgestreckte« ein unspezifischer Ausdruck ist, mit dem auch Schlangen (2Mo 7,9.10.12; Ps 91,13), Schakale (12x) und Ungeheuer wie der Leviathan (Jes 27,1) und »Rahab« (Jes 51,9) bezeichnet werden. Letztere lassen eher an Dinosaurier oder Meeressaurier denken. Nur in der Menge-Übersetzung taucht der Wal auf: »Dort fahren die Schiffe einher; da ist der Walfisch [hebr. Leviatan], den du geschaffen, darin sich zu tummeln« (Ps 104,26 Me).

w:aal – Na, wenn das nicht »langgestreckt« ist! Der längste je vermessene Blauwal (Balaenoptera musculus) maß von der »Nasenspitze« bis zur Schwanzwurzel 33,6 Meter. Soweit bisher bekannt, gibt es kein lebendes oder ausgestorbenes Tier, das ihn an Gewicht und Größe übertreffen würde. Was ihre Ernährungsweise angeht, sind diese Giganten friedliche Planktonfresser, die mit ihren spezialisierten Barten Unmengen von Kleinkrebschen aus dem Meerwasser filtrieren. Obwohl er so riesig ist, ist sein Schlund so eng, dass er anatomisch wohl nicht in der Lage wäre, einen Menschen zu verschlingen. Das gleiche gilt auch für die anderen Arten von Bartenwalen.

Sollten hier also eher große Meerestiere ganz allgemein bezeichnet werden, sind die Wale auf jeden Fall die prominentesten Vertreter. Kein lebendes oder ausgestorbenes Tier übertrifft die Dimensionen des Blauwals (Balaenoptera musculus), der mit 33 Metern Länge von Kopf bis Fluke wirklich »langgestreckt« ist und dessen Maximalgewicht von bis zu 200 Tonnen von keinem anderen Tier auch nur annähernd erreicht wird oder wurde (ggf. mit Ausnahme des ausgestorbenen und erst 2023 entdeckten Wals Perucetus colossus). Da dieser Gigant von Blauwal in seinem Bauplan im Wesentlichen den »Tieren des Feldes« entspricht, lohnt es sich genau hinzusehen und Einblicke in das göttliche »Schöpferhandwerk« zu nehmen.

Viele denken beim Stichwort »Wal« zuerst an die Geschichte des Propheten Jona, der von einem »großen Fisch« (hebräisch: dag gadol; Jona 2,1), verschlungen wurde. Im Neuen Testament wird dieses Tier mit dem griechischen Wort ketos (Mt 12,40) bezeichnet, das ebenfalls große Wasserlebewesen in allgemeiner Weise bezeichnet. Im taxonomischen Namen der Wale, Cetacea, kann man sowohl das griechische ketos, als auch das lateinische cetus heraushören. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass es sich in der Jona-Geschichte um einen Vertreter der Wale handelte, welche ihre wissenschaftliche Ordnungs-Bezeichnung erst 1762 erhielten.

Es ist sowohl denkbar, dass Gott eigens zu diesem besonderen Zweck ein geeignetes Meerestier erschaffen hat, als auch, dass Er Jona auf wunderbare Weise im Innern eines uns bekannten, rezenten oder bereits ausgestorbenen Lebewesens bewahrt hat. In diesem Fall wäre der Pottwal (Physeter macrocephalus) ein geeigneter Kandidat. Er ist ohne weiteres dazu in der Lage, einen Menschen zu verschlingen und in seinem großen Kehlkopfsack oder Magen aufzunehmen. Obwohl Pottwale im Mittelmeer (und leider auch weltweit) selten geworden sind, kamen sie dort immer vor und lassen sich bis heute hin und wieder beobachten. Erst im Mai 2022 wurde ein fast 50 Tonnen schwerer Bulle direkt vor der israelischen Küste in Haifa gesichtet. Mit einem solchen Gewicht und ca. 20 Metern Länge gehören Pottwale (wie auch der ausgestorbene Riesenhai Megalodon) zu den größten Raubtieren aller Zeiten.

might:happen Der Pottwal (Physeter macrocephalus) lebt räuberisch und gehört zu den Zahnwalen. Er wäre ohne weiteres dazu in der Lage, einen erwachsenen Menschen »mit Haut und Haaren« zu verschlingen.

Ein anderes Meerestier, was in Frage käme, ist der Walhai (Rhincodon typus), der aber zu den Haien, und damit zu den Fischen (und nicht zu den Säugetieren), gehört und hier nur vollständigkeitshalber genannt sei. Er ist zwar ein Planktonfresser, wie die riesigen Bartenwale, verschlingt aber als »Beifang« auch größere Brocken. Er hat, im Gegensatz zu den Bartenwalen, einen weiten Schlund, durch den wohl auch ein Mensch unbeschadet hinabglitte, wenn Gott das Tier zu diesem Zweck »bestellen« würde. Er wurde allerdings noch nie im Mittelmeer gesichtet und bevorzugt tropische Gewässer. Ob es ein Wal, ein Walhai oder ein anders Tier war, es hatte jedenfalls keine »Wa(h)lfreiheit«, sondern tat genau das, was der Schöpfer wollte – genau wie zuvor der Sturmwind und das Los und danach der »Wunderbaum«, der Wurm und der »schwüle Ostwind« (Jona 1,4.7.11; 4,6-8). Das einzige Schöpfungswerk, das sich in dieser Geschichte dem Auftrag des Schöpfers verweigert, ist ein Mensch, der seinen Gott und Schöpfer kennt (Jona 1,3.9).

Obgleich es mehrere Berichte von Menschen gibt, die einen Aufenthalt im Inneren eines Meerestieres überlebt haben, sind diese für das Verständnis der Geschichte Jonas nicht entscheidend. Die Bibel nennt das Geschehen ein »Zeichen« (Mt 12,40; 16,4; Lk 11,29.30), womit ausgedrückt wird, dass es sich um ein Wunder, also um ein über natürliches Geschehen mit tieferer, geistlicher Bedeutung handelte (Apg 2,22). Es ist nicht zielführend, nach natürlichen Erklärungen zu suchen, wo die Bibel Ereignisse eindeutig als übernatürlich oder außerordentlich (Lk 5,26: paradoxos) ausweist. Was mit Jona geschah, ist ein Hinweis auf das Wunder der Auferstehung Jesu aus den Toten: »Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein« (Mt 12,40).

Fledermäuse

Es sorgt immer wieder für Spott, dass die Fledermaus, mit der hebräischen Bezeichnung atallef (3Mo 11,19; 5Mo 14,18; Jes 2,20), in der Bibel angeblich als »Vogel« gelistet wird. Man beachte, dass sie in der Aufzählung der of, was nichts anderes als »Flieger« bedeutet, ganz am Ende aufgeführt wird: »und die Fledermaus« (3Mo 11,19). Im Kontext des Speisegesetzes macht diese Anordnung Sinn.

vogel:ähnlich – Die Fledermaus ist genauso wenig ein Vogel, wie der Wal ein Fisch ist. Bei einer vereinfachten Gruppenbildung landen beide häufig nicht in dem Topf, in dem der Biologe sie erwartet. Das Große Mausohr (Myotis myotis) gehört zu den Arten, die in Israel heimisch sind.

Etwas kurzsichtig ist dagegen, wer die heutige Taxonomie (die übrigens auch nicht in Stein gemeißelt ist) in der Bibel erwartet und daher schließt, dass den Menschen der Antike die Unterschiede nicht aufgefallen wären. Ganz sicher war bekannt, dass Fledermäuse weder Federn noch einen Schnabel haben, keine Nester bauen und keine Eier legen. Da sie allerdings mit der Luft als Aktionsraum das zentrale Merkmal der Flieger teilen, sind sie diesen in einer natürlichen Systematik nicht weniger fern als Strauße, die zwar alle anderen Merkmale teilen, aber am Boden leben.

bat:man – Die Mexikanische Bulldoggfledermaus (Tadarida brasiliensis) kommt zwar nur in der Neuen Welt vor, aber wenn es um das Thema Flugkunst geht, muss sie unbedingt erwähnt werden. Ihre Leistung demonstriert, dass die Fledertiere den Vögeln ebenbürtig sind. Während Wanderfalke und Mauersegler im Sturzflug die absoluten Geschwindigkeitsrekorde holen, punktet dieser unbefiederte Jäger mit der höchsten, dauerhaften Geschwindigkeit im Horizontalflug: 160 Stundenkilometer. Damit ist »die schnellste Maus von Mexiko« zugleich auch das schnellste Säugetier!

Auch in unserer biologisch aufgeklärten Zeit wird nicht immer nur in taxonomischen Kategorien gedacht. Der beste Beleg dafür ist, dass die Neuseeland-Lappenfledermaus (Chalinolobus tuberculatus) von den Kiwis zum »Vogel des Jahres 2021« gekürt wurde, wobei es sich nicht um ein Versehen oder Missverständnis handelte. Man vermutet, dass der biblische Name der Fledermaus sich von dem Verb ataf – »ein hüllen, ummanteln« (vgl. Ps 73,6) ableitet und daher rührt, dass die Tiere in ihre Flughäute eingewickelt von der Decke hängen. Heute kommen 31 Fledermausarten in Israel vor, von denen 30 reine Insektenfresser sind. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung und stehen unter Naturschutz.

frucht:zwerg – Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) ist ein Fruchtfresser, der sich so gut wie alle kultivierten Obstsorten schmecken lässt. Das Jungtier auf dem Bild ist noch klein, aber ausgewachsene Tiere erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 60 Zentimetern und haben großen Appetit. Bei Land wirten sind die geflügelten »Erntehelfer« deswegen nicht sehr beliebt.

Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus), der zwar auch ein Fledertier, aber keine Fledermaus, sondern ein Flughund ist, ist mit der größten Population vertreten und ernährt sich von Früchten wie Bananen, Orangen, Trauben, Mangos, Aprikosen, Pfirsichen und Äpfeln. Er wird deswegen von den Landwirten nicht so gern gesehen.

Quellennachweis (Seekühe):

Hofman, I: Welches Tier lieferte die biblischen Tachasch-Felle? Anthropos 1978; 73(1/2):49-68; https://www.jstor.org/stable/40459224

Kiene, PF: Das Heiligtum Gottes in der Wüste Sinai (6. Aufl., S. 64: Die Decke von Dachsfellen). Asslar (Schulte & Gerth) 1992

Neufeld, E: Fabrication of objects from fish and sea animals in ancient Israel. Journal of the Ancient Near Eastern Society 1973; 5(1)309-324; https://janes.scholasticahq.com/article/2162.pdf

Noonan, BJ: Hide or Hue? Defining Hebrew שׁחַתַּ. Biblica 2012; 93(4):580-589;  https://www.jstor.org/stable/42617309

Pollock, AJ: The Tabernacle‘s Typical Teaching (S. 42). Crewe, GB (Scripture Truth Publications) 2009

Preen, A; Das, H; Al-Rumaidh, M: Dugongs in Arabia (aus: Sirenian conservation: Issues and strategies in developing countries, S. 91-98). University Press of Florida 2012; doi: 10.2307/j.ctvx079z0.16

Solomon, R: What was the Tachash Covering in the Tabernacle? aufgerufen am 27.06.04.2023; https://www.thetorah.com/article/what-was-the-tachash-covering-the-tabernacle

Quellennachweis (Wale):

Bianucci, G; Lambert, O; Urbina, M: A heavyweight early whale pushes the boundaries of vertebrate morphology. Nature 2023; 620:824–829; doi: 10.1038/s41586-023-06381-1

Fokus Jerusalem: Israels erster riesiger Pottwal „Kim“ vor Haifa gesichtet; Meldung vom 15.05.2022; aufgerufen am 28.06.04.2023; https://www.fokus-jerusalem.tv/2022/05/15/israels-erster-riesiger-pottwal-kim-vor-haifa-gesichtet

Grigg, R: Jona und der große Fisch. aufgerufen am 27.06.04.2023; https://www.schöpfung.info/index.php/artikel-fische/89

Hobson, M: Können Wale Menschen verschlucken? National Geographic, 10.08.2021; https://www.nationalgeographic.de/tiere/2021/08/koennen-wale-menschen-verschlucken

Podbregar, N: Urzeit-Wal könnte schwerstes Tier aller Zeiten gewesen sein. Bild der Wissenschaft, 02.08.2023; https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/urzeit-wal-koennte-schwerstes-tier-aller-zeiten-gewesen-sein

Quellennachweis (Fledermäuse):

Avivi, E: The Bats of Israel Yesterday and Today: 1989-90. BATS Magazine 2012

Barkhausen, B: Spott im Internet: Neuseeland wählt Fledermaus zum „Vogel des Jahres“. Redaktions Netzwerk Deutschland (RND) 02.11.2021; https://www.rnd.de/panorama/spott-im-internet-neuseeland-waehlt-fledermaus-zum-vogel-des-jahres-GW2J55A3DVBAFNQW6PF5O7EASI.html

Fähnders, T: Neuseeland wählt Fledermaus zum „Vogel des Jahres“. Frankfurter Allgemeine Zeitung 01.11.2021; https:// www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/vogel-des-jahres-neuseeland-waehlt-fledermaus-17612874.html

Korine, C; Izhaki, I; Arad, Z: Is the Egyptian fruit-bat Rousettus aegyptiacus a pest in Israel? An analysis of the bat’s diet and implications for its conservation. Biological Conservation 1999; 88(3):301-306; doi: 10.1016/S0006-3207(98)00126-8

Max-Planck-Gesellschaft: Fledermaus ist schneller als jeder Vogel – Brasilianische Freischwanz-Fledermaus erreicht 160 Stundenkilometer. Scinexx 11.11.2016; https://www.scinexx.de/news/biowissen/fledermaus-ist-schneller-als-jeder-vogel

McCracken, GF; Safi, K; Kunz, TH: Airplane tracking documents the fastest flight speeds recorded for bats. Royal Society open science 2016; 3(11):160398-160398; doi: 10.1098/rsos.160398

Bildnachweis:

Wikipedia: Dugong den Meeresboden pflügend / Julien Willem // Collage Wale & Defline / LittleJerry // Blauwal mit Längenangabe / NOAA Fisheries // Größenvergleich Pottwal-Taucher / Kurzon // Nilflughund-Baby / Mickey Samuni-Blank

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